Taanit

Ein »kleiner« Fastentag für Esther

An Taanit Esther bleibt der Teller leer. Foto: Thinkstock

Taanit Esther ist ein Fasttag, der normalerweise auf den 13. des Monats Adar fällt, also einen Tag vor Purim. In diesem Jahr allerdings wird das Esther-Fasten am Donnerstag, dem 13. März, begangen – das ist der 11. Tag des Schaltmonats Adar II.

Diese Regelung hat nichts mit dem Schaltjahr zu tun, das uns einen zweiten Monat Adar beschert, sondern beruht auf folgender Anordnung: Fällt der 13. Adar auf einen Schabbat, darf man an diesem Tag wegen der Ehre des Feiertags nicht fasten. Auch wird Taanit Esther nie an einem Freitag begangen, da sich dies nachteilig auf die Schabbat-Vorbereitungen auswirken könnte. Deshalb wird das Esther-Fasten auf Donnerstag, den 11. Adar, vorverlegt.

Es beginnt im Morgengrauen und endet nach Einbruch der Dunkelheit. Weder Essen noch Trinken sind erlaubt. Taanit Esther gehört zu den sogenannten »kleinen Fasttagen«: Schwangere und stillende Frauen sind vom Fasten befreit, ebenso mäßig kranke Menschen. Wenn das Fasten aber schwierig wird, weil man Kopfschmerzen bekommt, darf man zwar essen, ist aber verpflichtet, das Fasten »nachzuholen«. Auf alle Fälle ist der örtliche Rabbiner zu konsultieren. Es ist üblich, das Fasten bis nach dem Lesen der Esther-Rolle auszudehnen.

Aufforderung Die Quelle für Taanit Esther finden wir in der Megilla. Dort lesen wir: »Esther ließ Mordechai antworten: So gehe hin und versammle alle Juden, die sich in Schuschan befinden! Haltet ein Fasten um meinetwegen. Esst und trinkt drei Tage nichts, weder Tag noch Nacht. Auch ich und meine Mägde wollen fasten …« (Esther 4, 15–16).

Warum hat die Königin ihr Volk zum Fasten aufgefordert? Esther hatte einen Plan ersonnen, um ihre Brüder und Schwestern vor dem Erlass des Bösewichts Haman zu retten, der vor etwa 2500 Jahren alle Juden des antiken Persiens ermorden lassen wollte.

Esthers Plan begann mit einer zweimaligen Einladung an den König, der den Erlass seines Ministers Haman unterschrieben und besiegelt hatte, sowie an Haman zu einem »privaten Fest« in ihre Gemächer, das letztendlich zum Untergang des Bösewichts und zur Vereitelung der Verschwörung gegen die Juden führte – denn sie bekamen die Erlaubnis, sich gegen ihre Angreifer zu verteidigen.

Wendung
Wir lesen in der Tora, dass auch Mosche Rabbenu fastete, bevor er den Krieg gegen Amalek führte. Am 13. Adar, dem Tag, den Haman durch ein Los bestimmt hatte und an dem alle Juden des Reiches vernichtet werden sollten, wendeten sich die Ereignisse, und die Juden gewannen die Oberhand über ihre Feinde: »Im zwölften Monat, das ist der Monat Adar, am dreizehnten Tag ..., ebendesselben Tages, da die Feinde der Juden hofften, sie zu überwältigen, wandte sich’s, dass die Juden ihre Feinde überwältigen sollten« (Esther 9,1).

Um diesen Sieg zu erringen, mussten sich die Juden organisieren und einen Kampf gegen ihre zahlreichen Feinde führen. Es ist eigentlich der Tag vor der Abwehrschlacht der Juden Persiens, dessen wir jedes Jahr vor Purim gedenken. Zu Ehren der Heldin, die dieses Fasten angeordnet hatte, trägt es ihren Namen und erinnert uns an die Wunder und an die Rettungstat G’ttes, die den Juden in ganz Persien zuteilwurde.

Gemäß der Megilla fasteten Esther und die Juden drei Tage lang, am 14., 15. und 16. des »ersten Monats« des Jahres – gleich nachdem Esthers Onkel Mordechai von Hamans Dekret und dem Brief erfuhr, den Haman am 13. des »ersten Monats« geschrieben und in alle Provinzen des Reiches gesandt hatte – mit der Aufforderung, die Juden zu vernichten. Taanit Esther ist jedoch auf einen einzigen Tag beschränkt.

Am 13. Adar findet beim Minchagebet auch die Zeremonie zum Andenken an die Halbschekel-Abgabe der erwachsenen israelitischen Männer zur Zeit des Tempels statt. Üblicherweise legt man dabei drei Münzen auf die in den Synagogen vorbereiteten Teller. Gedacht sind diese Münzen als Spenden für Bedürftige. Es sind drei an der Zahl – sie symbolisieren das »Megilla-Lesen«, die »Halbschekel-Abgabe« und »Mischloach Manot«, das Verschicken von Lebensmittelgeschenken an Purim.

Mauer Diese Zeremonie wird vor dem Lesen der Megilla in nicht ummauerten Städten am Abend des 14. Adar abgehalten, wenn wir uns alle zur Lesung der Megilla in den Synagogen versammeln. Die Einwohner Jerusalems – der Stadt, die von einer Mauer umgeben ist –, tun dies jedoch einen Tag später, also vor der Lesung der Megilla am Abend des 15. Adar.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

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