Brandenburg an der Havel

Dom will »Judensau«-Plastik verhüllen

Ein antisemitisches Säulenrelief im Brandenburger Dom ist eine der frühesten Darstellungen dieser Art (häufig wird die Art dieser Darstellung als ›Judensau‹ bezeichnet). Foto: picture alliance/dpa

Die antijüdische Schmähplastik im Kreuzgang des evangelischen Doms zu Brandenburg an der Havel bleibt an ihrem historischen Ort. Das in rund zwei Metern Höhe an einer Säule angebrachte Relief werde jedoch künftig verhüllt, teilten das Domstift und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Montag mit. Das Domkapitel sei mit seiner Entscheidung vom Wochenende der einstimmigen Empfehlung einer Expertengruppe gefolgt.

Bischof Christian Stäblein betonte, es gebe »weder einen Zweifel an der antisemitischen Aussage, die von diesem Relief ausgeht, noch an der Schuld der Kirchen, Judenhass und Antisemitismus aktiv befördert zu haben«. Aufgabe sei nun, »mit diesem schweren, beschämenden Erbe bewusst und angemessen umzugehen«.

»Visuelle Beseitigung« Stäblein betonte, eine Abnahme des Reliefs und eine Ausstellung an einem anderen Ort seien wegen seines Terrakotta-Materials und aus statischen Gründen nicht möglich. Das Domkapitel habe sich deshalb »für eine Form der visuellen Beseitigung entschieden«. Die Plastik stehe damit weiter zur Aufarbeitung zur Verfügung.

Die auch als »Judensau« bezeichnete rund 22 mal 55 Zentimeter große Schmähplastik aus dem 13. Jahrhundert zeigt ein säugendes Schwein mit menschlichem Antlitz und Kippa. Das Schwein galt damals als Symbol der Unreinheit und Sünde und wurde in christlichen Kreisen mit dem Judentum assoziiert. Nach Einschätzung von Experten sollten die Mönche des Doms damit zu einem sündenfreien Leben angehalten werden.

Das Domkapitel ist das Aufsichtsgremium des Doms. Vorsitzender ist Bischof Stäblein. epd

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