Die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) hat das aktuelle Sonderheft der Zeitschrift »Herder Korrespondenz« (HK) zur Bibel kritisiert. Es mache ihn »sprachlos«, dass darin »nicht eine jüdische Stimme« zu Wort komme, schrieb der ARK-Vorsitzende, Rabbiner Andreas Nachama, in einem mehreren Medien zugänglich gemachten Brief an die Redaktion der »Herder Korrespondenz«.
Auch werde nicht thematisiert, »wie wir Juden die Bibel lesen«. Nachama zeigte sich »bekümmert«, dass das Sonderheft nicht den Horizont erweitere, sondern seinen Blick »in ganz unnötiger Weise beschränkt«.
Es sei ein Versäumnis gewesen, keinen jüdischen Autoren zu Wort kommen zu lassen, heißt es nun.
Gegenüber dem Internetportal katholisch.de äußerte HK-Chefredakteur Volker Resing Verständnis für die Kritik. Es sei ein Versäumnis gewesen, keinen jüdischen Autoren zu Wort kommen zu lassen.
Das Sonderheft fragt nach Bedeutung und Interpretationsmöglichkeiten der biblischen Texte für die Gegenwart. So nannte die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff in ihrem Beitrag die Bibel beispielsweise eine »Schrift der Überraschungen«, die bis heute wichtige Hinweise für ein gelingendes Leben liefere.
Die katholische Theologin Johanna Rahner erläuterte, warum manche biblische Aussagen - etwa zu Homosexualität oder zur Rolle von Frauen - keine unveränderlichen Lehraussagen seien, sondern neu interpretiert werden müssten.
Dagegen forderte der Bibelwissenschaftler Klaus Berger, Texte aus der Heiligen Schrift nicht einfach als zeitbedingt abzutun. Die Spannungen zwischen vormodernen und modernen Positionen etwa der Sexualmoral oder zu Geschlechterrollen könnten so nicht aufgelöst werden. kna