Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim, zwei junge Diplomaten aus der israelischen Botschaft, sind tot. Lischinsky war Deutsch-Israeli, Milgrim offenbar Amerikanerin. Das Paar wurde vor dem Capital Jewish Museum erschossen. Es passierte kurz nach 21:00 Uhr Ortszeit, kurz nach dem Ende einer Veranstaltung für junge Diplomaten aus den Botschaften mehrerer Länder.
Als mutmaßlicher Täter wurde ein 30-jähriger Mann namens Elias Rodriguez festgenommen, wie Medien in den USA und Israel berichteten. Nach der mit einer Handfeuerwaffe ausgeführten Tat soll er so getan haben, als sei er ein Zeuge.
Tatsächlichen Augenzeugen zufolge lief er nach dem Doppelmord in den Veranstaltungsraum neben dem Tatort und wurde dort mit Wasser versorgt, da er mitgenommen ausgesehen habe. Dann, als die Polizei eintraf, soll er erklärt haben, er habe es für Gaza getan. In Gewahrsam rief er nach Polizeiangaben die aus israelfeindlichen Kreisen bekannte Parole »Free Palestine!«.
Ein in sozialen Medien kursierendes Video zeigt Rodriguez, einen mit einem Anzug bekleideten, etwas untersetzten Mann mit dunklen Haaren, einem rötlichen Bart und Brille, während seiner Festnahme. In diesem Moment schrie er dieselbe Parole.
»Am Boden zerstört«
Das israelische Außenministerium identifizierte die Opfer der Schießerei schließlich als Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim. »Wir sind schockiert und entsetzt über die Nachricht von dem brutalen Terroranschlag, der zwei unserer Botschaftsmitarbeiter in Washington das Leben gekostet hat«, schrieb das Ministerium in Jerusalem in einem Beitrag auf X. »Wir stehen den trauernden Familien in dieser schmerzlichen Zeit bei und werden sie weiterhin unterstützen«, hieß es.
Die israelische Botschaft in den USA schrieb: »Yaron und Sarah waren unsere Freunde und Kollegen. Sie waren in der Blüte ihres Lebens. Das gesamte Botschaftspersonal ist untröstlich und am Boden zerstört über ihre Ermordung. Es gibt keine Worte, die unsere tiefe Trauer und unser Entsetzen über diesen verheerenden Verlust ausdrücken könnten.«
Yechiel Leiter, Israels Botschafter in den USA, sagte, das Paar habe kurz vor seiner Verlobung gestanden: »Der junge Mann hat diese Woche einen Ring gekauft, mit der Absicht, seiner Freundin nächste Woche in Jerusalem einen Antrag zu machen. Sie waren ein wunderschönes Paar.«
»Antisemitischer Mörder«
Reaktionen auf den Doppelmord aus der Politik waren in Israel, den USA und Deutschland zu hören und zu lesen. Israels Ministerpräsident erklärte: »Mein Herz schmerzt für die Familien des geliebten jungen Mannes und der geliebten Frau, deren Leben plötzlich von einem abscheulichen antisemitischen Mörder beendet wurde.«
»Wir sind Zeugen der schrecklichen Kosten des Antisemitismus und der wilden Hetze gegen den Staat Israel«, fügte Netanjahu hinzu. Er ordnete eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen in den israelischen Vertretungen weltweit an.
Präsident Isaac Herzog erklärte, Amerika und Israel würden nach dem Anschlag »in der Verteidigung unseres Volkes und unserer gemeinsamen Werte zusammenstehen«. Er sei erschüttert über die Szenen in Washington D.C.«, schrieb Herzog auf X. »Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben von zwei jungen Mitarbeitern der israelischen Botschaft gefordert hat.«
Intensive Ermittlungen
»Unsere Herzen sind bei den Angehörigen der Ermordeten und unsere unmittelbaren Gebete sind bei den Verletzten«, so Herzog. »Ich spreche dem Botschafter und dem gesamten Botschaftspersonal meine volle Unterstützung zu. Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde in D.C. und in den gesamten USA.«
Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar, versprach: »Israel wird vor dem Terrorismus nicht kapitulieren.« Er erklärte, er habe mit dem US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, gesprochen, der dem Minister demnach mitteilte, intensive Ermittlungen seien in Gange.
Danny Danon, der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen erklärte auf CNN: »Es ist eine sehr schwierige Nacht für uns alle hier in den Vereinigten Staaten. Es war ein Angriff gegen Israel, ein Angriff gegen die jüdische Gemeinschaft, aber auch ein Angriff gegen die USA selbst«, sagte er.
»Wir erwarten Taten«
Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssten mehr tun, um antisemitische Hassverbrechen zu verhindern. »Viele Staats- und Regierungschefs auf der ganzen Welt verurteilen Antisemitismus und Hassverbrechen, aber sie tun nicht genug, um dies durchzusetzen. Wir erwarten Taten, nicht nur Deklarationen«, so Danon.
Präsident Donald Trump übermittelte den Familien der Opfer sein Beileid. »Hass und Radikalität haben in Amerika keinen Platz«, schrieb er in seinem sozialen Medium Truth Social. »Diese schrecklichen Morde in D.C., die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen jetzt aufhören!«
Außenminister Marco Rubio sprach von einem »unverfrorenen Akt feiger, antisemitischer Gewalt«. Justizministerin Pam Bondi begab sich noch in der Nacht zum Tatort. Sie erklärte, sie hätte nach dem Angriff mehrere Male mit dem Präsidenten gesprochen.
»Antisemitisches Motiv«
In Berlin zeigte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bestürzt über den Doppelmord in Washington: »Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen. Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste.« Man sei in Gedanken bei den Angehörigen.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) verurteilte die Morde ebenfalls. »Antisemitische Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen. Ich bin schockiert über den heimtückischen Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington«, schrieb Wadephul auf der Plattform X.
Josef Schuster, den Präsident des Zentralrates der Juden, reagierte ebenfalls: »Die Morde von Washington zerreißen mir das Herz - ich bin in Gedanken bei den Familien der Opfer«, erklärte er. »Gerade komme ich aus Israel, wo Vertreter jüdischer Organisationen aus aller Welt von dem sich ausbreitenden Hass gegen Juden und Israel berichtet haben. Nur einen Tag später wird das auf tragischste Weise bestätigt.«
»Erschütternd und bedrohlich«
»Der Anstieg politischer und antisemitischer Gewalt auch in westlichen Gesellschaften ist insgesamt erschütternd und bedrohlich«, stellte Schuster fest. »Ideologie und Hass müssen mit allen Mitteln bekämpft werden: von besserer Aufklärung bis zu schärferer Verfolgung und Strafen sowie Sicherheitsmaßnahmen. Auch in Deutschland gab es schon Angriffe auf israelische Vertretungen«, so der Zentralratspräsident. »Deren Mitarbeiter sind im besonderen Maße bedroht.«
Das männliche Opfer, Yaron Lischinsky, wuchs nach Angaben der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Nürnberg-Mittelfranken in Nürnberg auf. Im Alter von 16 Jahren zog er demnach nach Israel. In der Berliner DIG-Zentrale hieß es, Lischinsky sei zudem Gründungsmitglied der Schwesterorganisation DIG-Jugendforum gewesen.
Im Jahr 2022 habe er die Stelle in Washington D.C. angetreten und diese als »große Ehre« für ihn bezeichnet. »Yaron war ein unglaublich herzlicher, intelligenter, ruhiger und interessierter Mensch«, so die DIG. »Er wird sehr fehlen.«
DIG-Präsident Volker Beck schrieb, seine Organisation sei über den antisemitischen Doppelmord tief erschüttert. Ihr Mitgefühl gelte den Familien und Freunden der Getöteten. »Yaron Lischinsky war ein außergewöhnlicher Mensch. In Teilen in Bayern aufgewachsen, sprach er fließend Deutsch und bewegte sich mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen«, so Beck.
Er fügte hinzu: »Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte.«