Claims Conference

Zusatzzahlungen vereinbart

Hilfe für Schoa-Überlebende Foto: Chris Hartung

Bei den jüngsten Verhandlungen zwischen der Claims Conference und der Bundesregierung sind Zusatzzahlungen für jüdische Nazi-Opfer, die in der Vergangenheit im Hardship Fund anerkannt wurden, vereinbart worden. Die Betroffenen, unter ihnen viele Schoa-Überlebende auch in Deutschland, erhalten zwei zusätzliche Zahlungen von jeweils 1200 Euro.

Pandemie Mit Blick auf die diesjährigen Verhandlungsergebnisse erklärte Botschafter Stuart E. Eizenstat, der Verhandlungsführer der Claims Conference: »Wie immer stehen wir auch dieses Jahr unerschütterlich mit unserem Engagement für die Überlebenden des Holocaust ein. Angesichts der verheerenden Pandemie war es von entscheidender Bedeutung, den Überlebenden ein spürbares Plus zu sichern und gleichzeitig Sofortmittel zu beantragen, um ihnen in diesen extrem schwierigen Zeiten akut zu helfen.«

Die zusätzlichen Zahlungen im Hardship Fund würden sich, zusammen mit der Bewilligung von über 653 Millionen Dollar für Sozialleistungen, weltweit auf die Situation der Holocaust-Überlebenden auswirken, sagte Eizenstat.

Anspruch Die Claims Conference schätzt, dass etwa 240.000 Überlebende Anspruch auf diese zusätzlichen Zahlungen haben werden. Die größten Berechtigtengruppen leben in Israel, Nordamerika, den Ländern der früheren Sowjetunion und Westeuropa, einschließlich Deutschlands.

Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland, sagte: »Die Claims Conference hat sich bei den diesjährigen Verhandlungen insbesondere für diejenigen NS-Opfer eingesetzt, die bisher nur eine einmalige Leistung aus dem Hardship Fund erhalten haben. Sie sind von den Begleitumständen der Pandemie am stärksten betroffen.« Vor allem die NS-Verfolgten, die als Zuwanderer aus Osteuropa das jüdische Gemeindeleben in Deutschland belebt und bereichert haben, kämen nun »in den Genuss der beiden Einmalzahlungen«, unterstrich Mahlo.

Die Pandemie hat insbesondere ältere Menschen in Mitleidenschaft gezogen, und die Schoa-Überlebenden sehen sich einer Fülle gesundheitlicher, emotionaler und finanzieller Belastungen ausgesetzt. Eine beträchtliche Anzahl von Überlebenden, insbesondere in der ehemaligen Sowjetunion, lebt in Armut, und das Coronavirus hat ihre wirtschaftliche Lage noch verschlimmert.

Die zusätzlichen Mittel werden den Überlebenden helfen, dem dramatischen Kostenanstieg für Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter zu begegnen. Da den betagten Überlebenden empfohlen wird, zuhause zu bleiben, fallen zusätzliche Kosten für Liefergebühren und Schutzvorkehrungen an, die durch die Sonderzahlungen aufgefangen werden können.

Sozialleistungen Im Zuge der Verhandlungen wurden auch die Mittel für Sozialleistungen für Holocaust-Überlebende um 30,5 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr angehoben. Das führt zu einem Jahresaufkommen von 554,5 Millionen Euro, die Deutschland für Sozialleistungen für Holocaust-Überlebende aufwendet.

Zusätzlich gewährt die Bundesregierung Ehegatten von Holocaust-Überlebenden, die nach dem 1. Januar 2020 versterben, eine Überbrückungszahlung von bis zu neun Monatsrenten. Voraussetzung dafür ist, dass die Ehegatten selbst keine Hinterbliebenenrente nach dem Bundesentschädigungsgesetz erhalten. ja

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Gaza

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025

Nachkriegsjustiz

Verhandlung über Massenmord: Vor 80 Jahren begann der Belsen-Prozess

Fünf Monate nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erhob ein britisches Militärgericht in Lüneburg Anklage gegen die Täter. In einer Turnhalle begann damit vor 80 Jahren der erste große NS-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland

von Karen Miether  12.09.2025

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025