Am 19. Juli 1950 wurde in Frankfurt am Main der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet - nur fünf Jahre nach dem Ende der Schoah. Mittlerweile sitzt er in Berlin, nahe der Neuen Synagoge an der Oranienburger Straße, und feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Das eigentliche Datum ist zwar schon vorbei, aber der Zentralrat lädt am Mittwoch zum offiziellen Empfang ins Jüdische Museum ein. Die Festrede hält Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Anlass des Empfangs ist auch das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana, das am kommenden Montag beginnt und dann bis Mittwoch dauert.
Zunächst war der Zentralrat für die wenigen überlebenden Jüdinnen und Juden nach dem Zweiten Weltkrieg eine Interessenvertretung für die Übergangszeit bis zur Ausreise etwa nach Israel oder in die USA. Doch etliche Jüdinnen und Juden blieben in Deutschland, und der Zentralrat entwickelte sich zu einer etablierten Interessenvertretung der jüdischen Gemeinschaft, zunächst in der westlichen Bundesrepublik und später im wiedervereinigten Deutschland.
Heute ist der Zentralrat Dachverband von 105 Gemeinden mit etwa 100.000 Mitgliedern. Zum Zentralrat gehören auch Institutionen wie beispielsweise die Jüdische Studierendenunion Deutschland, die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, das noch junge Militärrabbinat und die geplante Jüdische Akademie in Frankfurt. Gremien sind darüber hinaus eine orthodoxe und eine nichtorthodoxe Rabbinerkonferenz.