Medien

ZDF: Gründungsdirektor verschwieg NS-Vergangenheit

Karl Holzamer war erster Intendant des ZDF Foto: picture alliance/United Archives

Medien

ZDF: Gründungsdirektor verschwieg NS-Vergangenheit

Seine Verstrickungen in das NS-Regime habe Holzamer teils verschwiegen, so Intendant Himmler

 14.02.2023 14:12 Uhr

Der Gründungsintendant des ZDF, Karl Holzamer, hat falsche Angaben über seine Biografie während der Nazizeit gemacht. Das ZDF veröffentlichte am Dienstag die Ergebnisse einer internen Untersuchung. Demnach soll Holzamer, der von 1962 bis 1977 Intendant war, unter anderem seine zeitweilige Zugehörigkeit zur SA verschwiegen haben.

Zudem hatte er angegeben, seine NSDAP-Mitgliedschaft, die den Angaben zufolge von 1937 bis 1945 bestand, 1939 selbstständig aufgelöst zu haben. Schließlich habe er sich als Reporter des damaligen Westdeutschen Rundfunks und später als Kriegsberichterstatter der Wehrmacht offenbar stärker in den Dienst der NS-Herrschaft gestellt, als er nach 1945 einräumte.

Gesamtbild ZDF-Intendant Norbert Himmler erklärt: »Das Gesamtbild, das Karl Holzamer von sich gezeichnet hat, hält der historischen Wahrheit nicht stand.« Seine Verstrickungen in das NS-Regime habe er teils verschwiegen und teils uminterpretiert. Himmler hob aber zugleich Holzamers Verdienste nach dem Krieg als Hochschullehrer der neu eröffneten Mainzer Universität und als erster Intendant des ZDF hervor, das in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.

Dem Sender zufolge hatte das ZDF-Archiv im Zuge der Jubiläumsvorbereitungen die Vita Holzamers überprüft, der 2007 verstarb. Dabei ergaben sich zu seinem bisher bekannten Lebenslauf Abweichungen bei den Daten zur NS-Zeit. Himmler beauftragte daraufhin die Untersuchung. Die Einordnung nahm Historiker Martin Sabrow vor.

Anpassung Dieser sieht Holzamer als »Typus des pragmatischen Opportunisten«, der zur Anpassung bereit war, ohne sich die Nazi-Ideologie und den Antisemitismus gänzlich zu eigen zu machen. Holzamers Darstellung nach dem Krieg habe dem Zeitgeist entsprochen, der auf Entlastung und Verdrängung der Vergangenheit zielte, unterstrich Sabrow.

Auch wenn sich Holzamer während der NS-Zeit nicht über das geforderte Maß hinaus engagierte, finden sich in seinen damaligen Texten Bestandteile des nazistischen Weltbildes. In seinem beruflichen Wirken habe Holzamer zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Nazi-Herrschaft beigetragen.

Der Lebenslauf von Karl Holzamer im Presseportal des ZDF wurde dem Sender zufolge korrigiert. Zudem sei eine TV-Dokumentation geplant, die sich mit Nachkriegskarrieren und ihren Bezügen zur NS-Zeit anhand verschiedener Beispiele befassen werde, hieß es. epd

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025