Hamburg

Wolffsohn: UN-Konferenz zu Zweistaatenlösung ist »Kasperletheater«

Michael Wolffsohn Foto: picture alliance / teutopress

Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn hat eine UNO-Konferenz kritisiert, in der es um ein Ende des Nahostkonfliktes und die Anerkennung eines Palästinenserstaates ging. In einem Interview der »Tagesschau« bezeichnete er diese als »Kasperletheater«.

Die Konferenz fand am Dienstag in New York statt. Es ging dabei auch um die Umsetzung einer Zweistaatenlösung. Ägypten, Katar und andere arabische Staaten forderten in einem auch von Frankreich und Großbritannien unterstützten Papier einen Rückzug der israelischen Armee sowie eine Freilassung der verbleibenden Geiseln der Hamas.

»Hier macht Politik nichts anderes, als die Fiktion zum Faktum zu erklären, also das Nicht-Wirkliche zur Wirklichkeit«, erklärte Wolffsohn in dem Interview. »Denn man kann nicht anerkennen, was es nicht gibt. Es gibt diesen Palästinenserstaat, gegen den ich nichts habe, nicht. Was hier vorgeführt wird, ist – ich muss es in dieser Schärfe formulieren – ein Kasperletheater, um die internationale Öffentlichkeit und sich selbst zu betrügen.«

»Nicht durchdacht«

Wolffsohn sagte, wenn man über einen möglichen palästinensischen Staat nachdenke, dürfe es nicht zuallererst um die Frage der Grenzen gehen, sondern vor allem auch um die Frage der Militarisierung. »Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat ausdrücklich gesagt, dass der von ihm favorisierte Palästinenserstaat (...) entmilitarisiert wäre. Zudem fordert er die Entmilitarisierung der Hamas. Die Frage ist: wie?«

Lesen Sie auch

Er fügte hinzu: »Würde Frankreich die Hamas entwaffnen? Gewiss nicht. Würden die Bundesrepublik oder andere EU-Staaten es tun? Gewiss nicht. Es gibt also offenbar keine Alternative zu dem, was Israel macht. Fazit: Es wird viel geredet, aber nicht gedacht und schon gar nicht durchdacht.«

Lauft Wolffsohn gibt es »keine Alternative zur absoluten militärischen Niederlage der Hamas.« Das bedeute, dass die Hamas, in welcher Weise auch immer, die Waffen niederlegen müsse. »Und gerade in Deutschland darf man daran erinnern, dass die bedingungslose Kapitulation 1945 der Beginn einer unglaublichen und wunderbaren Geschichte der Freiheit für die Deutschen, zunächst einmal der Westdeutschen, geworden ist.«

Strategisches Ziel

Genau dies sei das strategische Ziel der israelischen Regierung, so Michael Wolffsohn. »Das wird von dieser viel zu schlecht vermittelt und offenbar auch von den vermeintlichen und echten Experten und Journalisten nicht erkannt.«

In dem »Tagesschau«-Interview betonte Wolffsohn, die Situation der Palästinenser im Gazastreifen sei zweifellos katastrophal. »Hier stellt sich die Frage nach Ursache und Wirkung: Die Wirkung ist die humanitäre Katastrophe, und wodurch ist diese Katastrophe bedingt? Dadurch, dass sich die Hamas in keiner Weise um ihre eigene Zivilbevölkerung kümmert. Täte sie es, hätte sie längst die Waffen niedergelegt, die Geiseln freigelassen und es gäbe dieses entsetzliche Elend der Palästinenser im Gazastreifen nicht.«

Die internationalen Medien und die internationale Politik dürfe von der Mitschuld an diesem politischen Desaster nicht freigesprochen werden, sagte Wolffsohn. »Die Addition von vielen Falschmeldungen und schlechten Analysen ergibt das katastrophale Image für Israel.« im

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025