Einspruch

Wir sind nicht Putin!

Wladimir Kaminer Foto: Thomas Meyer

Ich schäme mich für meine Heimat, die unverantwortlich ihrem sogenannten Präsidenten folgend die Welt an den Rand des Krieges bringt. Nein, nicht alle Russen jubeln dem russischen Einmarsch in die Ukraine zu, Menschen auf der Krim wollen sicher nicht von einer bewaffneten Einheit regiert werden. Man findet kaum zwei Völker, die einander näherstehen als Russen und Ukrainer.

Hier in Deutschland kämpfe ich seit Jahren für den guten Ruf meiner Landsleute. Nein, sage ich immer wieder in den Interviews, nicht alle Russen sind schwulenfeindlich, nicht alle sind Rassisten, nicht alle unterstützen die Kriegsspiele ihres Präsidenten. Es wird mit den Jahren nicht leichter, Russland zu verteidigen.

Wohnungen Jedes Mal, wenn ich nach Russland fahre, frage ich meine Freunde, was ist los? Wie könnt ihr so leben? Jede freie Meinungsäußerung, jede Art Freiheit wird hier unterdrückt, im Fernsehen wird gelogen, was das Zeug hält. Seht ihr nicht, wie die Menschen hier über die Straßen schlurfen, sie schauen sich alle 50 Meter um, als ob sie jemand verfolgt! »Ja, das sehen wir, wir sind nicht blöd«, sagen meine Freunde. »Aber warum denkst du, die Freiheit würde diese Menschen heilen? Die Menschen hier brauchen keine Freiheit, sie brauchen günstige Kredite und bezahlbare Wohnungen, das bekommen sie von Putin. Nur so kann dieses Land funktionieren.«

Der Westen strengt sich an, in den Kopf Putins hineinzuschauen, die Russen versuchen es nicht einmal. Sie folgen ihm einfach. Er ist homophob, also gehen sie auf die Straße, um gegen Schwule zu demonstrieren. Er mag keine moderne Kunst, sie plündern Galerien. Er lässt die Armee bei den Nachbarn einmarschieren, sie schreien: »Die Krim gehört uns!« Und sie denken nicht an ein Leben nach Putin, das in ein paar Jahren kommen wird. Wenn er eines Tages während eines Fluges mit Störchen abstürzt, zu tief taucht oder von einem Leoparden gefressen wird, was tun sie dann?

Der Autor stammt aus Moskau und ist Schriftsteller in Berlin.

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025