Interview

»Wir nutzen den Vorteil der Stadt«

Herr Smolianitski, am Wochenende findet in Berlin das deutschlandweit größte Lernfestival Limmud.de statt. Welche Schwerpunkte setzen Sie?
Das Festival lebt von der Idee, viele unterschiedliche Strömungen und Meinungen unter ein Dach zu bekommen, sich gemeinsam ein Wochenende lang auszutauschen, kennenzulernen und voneinander zu lernen. Darum ist Vielfalt der Schlüssel zum Erfolg. Einen ausgesprochenen Schwerpunkt gibt es nicht. Natürlich spielt das Thema Großstadt eine gewisse Rolle, da wir dieses Jahr zusätzlich zu den Sessions in den Seminarräumen auch Stadtführungen mit im Programm haben.

Zum ersten Mal seit vier Jahren findet das Festival nicht in der Schorfheide, sondern mitten in Berlin statt. Welchen Einfluss hat das auf das Programm?
Abgesehen von logistischen Fragen lag es uns am Herzen, dass das Gemeinschaftsgefühl, das wir vier Jahre lang am Werbellinsee hatten, nicht verloren geht. Gleichzeitig muss man die Vorteile der Stadt nutzen. Wir denken und hoffen, dass uns diese Balance gelungen ist. Wir haben beispielsweise Freitagabend einen großen Kiddusch für alle Teilnehmer auf dem Gelände der Jüdischen Oberschule, unserem Festivalzentrum.

Was muss ein Lernfestival heutzutage bieten, um für junge Leute interessant zu sein?
Es geht gar nicht darum, dass man besonders klischeehafte Methoden anwendet. Wenn sich jemand aus dieser Zielgruppe anmeldet, dann meistens wegen der Möglichkeit, Bekannte zu treffen, gleichzeitig neue Kontakte zu knüpfen, natürlich auch ein wenig zu lernen und zu diskutieren. Limmud hat als Veranstaltung für die gesamte Familie ein jüngeres Durchschnittsalter als traditionelle Gemeindeveranstaltungen. Daher achten wir darauf, dass Themen wie Identitätsfindung, Politik und Fragen zur Zukunft des jüdischen Lebens in Deutschland hervorgehoben werden.

Sie sind auf viele Ehrenamtliche angewiesen. Wie groß ist die Bereitschaft, freiwillig zu helfen?
Wir sind nicht nur auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer angewiesen, sondern das gesamte Team besteht aus Freiwilligen – das ist unser Prinzip. Wir freuen uns über jeden Zuwachs. Für die Tage während des Festivals haben sich mehr als 100 Teilnehmer bei uns gemeldet und ihre Hilfe angeboten.

Laut der Jugendstudie SINUS sehnen sich Jugendliche sowohl nach traditionellen Werten als auch nach Partys. Wie bewerten Sie das?
Wir versuchen, immer beides zu bieten. Auch dieses Jahr haben wir nicht nur mehr als 160 Sessions, sondern auch eine Party im Grünen Salon der Volksbühne. Da jeder Teilnehmer einen Beitrag zum Programm leisten kann, werden oft Themen behandelt, die Jugendliche intellektuell ansprechen. Besonders in Bezug auf Partys nutzen wir den Vorteil, dass wir in Berlin sind, und haben uns mit professionellen Veranstaltern zusammengetan.

Mit dem Vorsitzenden von Limmud.de sprach Katrin Richter.

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025