Jahrestag der Hamas-Massaker

»Wir müssen uns gemeinsam gegen dieses Böse stellen«

Alon Gat mit Rabbiner Yehuda Teichtal Foto: Detlef David Kauschke

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin hat am Montagvormittag bei einem Gottesdienst der Opfer des Terrors vom 7. Oktober 2023 gedacht. Am ersten Jahrestag des mörderischen Angriffs der Hamas auf Israel kamen zahlreiche Gemeindemitglieder und Gäste in der Synagoge Münstersche Straße in Berlin-Wilmersdorf zusammen.

Mit dem Gedenkgottesdienst wollte man ein Zeichen der Erinnerung und Solidarität setzen und zugleich der Menschen gedenken, die ermordet wurden und deren Schicksale unvergessen bleiben, sagte Rabbiner Yehuda Teichtal, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin.

Doch auch angesichts der Schrecken des 7. Oktober wolle man mit offenem Herzen und in positiver Weise vorangehen. Mit mehr Kraft würden alle Menschen, die eine tolerante Gesellschaft wollen, zusammenstehen, so Teichtal.

Toleranz und Einheit

Man werde auf die Dunkelheit mit Licht antworten, auf Hass mit Liebe. »Und jeder Stein, der auf uns geworfen wird, wird zum Grundstein für ein weiteres jüdisches Gemeindezentrum, einen weiteren Ort des offenen Dialogs, der Toleranz und der Einheit. Das ist unsere Antwort.«

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von dem barbarischen Terrorakt vom 7. Oktober, der alles überstiegen habe, was man sich überhaupt nur habe vorstellen können. Seit diesem Tag seien die Gedanken bei den Opfern in Israel und ihren Familien, zugleich auch bei den Menschen im Gazastreifen. Dabei betonte Wegner, dass die Verantwortung für das Leid dort und in Israel einzig und allein bei den Terroristen der Hamas liege.

Mit Blick auf die Situation in Berlin versicherte Wegner, dass er alles daransetzen werde, dass das jüdische Leben in der Stadt sicher sei und wachsen könne. Dabei erwähnte er auch die Ausschreitungen bei »sogenannten propalästinensischen Demonstrationen«.

Brutal ermordet

Wegner sagte, dass alle Menschen in der Stadt der Vielfalt, der Toleranz und der Weltoffenheit willkommen seien. »Doch wer Hass, Hetze und Antisemitismus auf den Straßen skandiert, gehört nicht zu unserem Berlin der Vielfalt und der Welt.«

Am Gottesdienst nahm auch Alon Gat teil. Er war am 7. Oktober zu einem Familienbesuch im Kibbuz Beeri. In bewegenden Worten beschrieb er die schrecklichen Geschehnisse vor genau einem Jahr, als seine Mutter aus ihrem Haus verschleppt und ermordet wurde, und er und seine kleine Tochter Geffen den Terroristen in letzter Minute entkommen konnten.

Alon Gat erzählte, dass seine Frau Yarden nach 54 Tagen aus der Geiselhaft befreit wurde und seine Schwester Carmel nach elf Monaten in den Tunneln der Hamas brutal ermordet wurde.

Gegen das Böse

In den vergangenen Monaten seien viele Gelegenheiten verpasst worden, weitere Geiseln zu retten. »Ich bin hier, weil ich daran glaube, dass wir die Chancen ergreifen und diese Menschen retten können. Deshalb ermutige ich Sie, weiterzumachen. Kämpfen Sie weiter für ihre Freiheit«, forderte er.

Alon Gat rief dazu auf, zusammenzustehen als Gemeinschaft: »Wir müssen uns gemeinsam gegen dieses Böse stellen und dagegen ankämpfen. Wir dürfen nicht zulassen, dass es gewinnt.«

Alon Gat und weitere Gäste des Gedenkgottesdienstes entzündeten zum Abschluss des Gottesdienstes, bei dem zuvor vier Psalmen-Kapitel gesagt wurden, 12 Kerzen für die mehr als 12.000 Menschen, die am 7. Oktober getötet wurden.

Am Abend wird in Berlin auch bei einer zentralen Gedenkveranstaltung an die Opfer des 7. Oktober erinnert. Dazu werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erwartet. ddk

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

»Brandmauer«

Internationales Auschwitz Komitee empört über neue Diskussion

Früherer einflussreiche Unionspolitiker hatten sich für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen

 19.10.2025

Schwerpunkt-Thema

Wie stark bleibt der Antisemitismus?

Die Zahlen von judenfeindlichen Vorfällen sind hoch. Fachleute zeigen sich abwartend bis skeptisch, wie die weitere Entwicklung sein wird

von Leticia Witte  19.10.2025

Berlin

Bündnis gegen Antisemitismus übergibt Aktionsplan an Bundestag

Mehr als 250 Organisationen und Prominente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden sich gegen Judenhass – und an die Politik

 19.10.2025

Washington

US-Außenministerium warnt vor Angriffsplänen der Hamas

Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über »glaubwürdige Berichte« informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten

 19.10.2025

Medien

Merz: Habe mich mit Begriff Staatsräson immer schwergetan

Den Begriff in Bezug auf das deutsche Verhältnis zu Israel hat die damalige Kanzlerin Angela Merkel geprägt. Ihr Nachfolger erklärt nun, wie er dazu steht

 19.10.2025 Aktualisiert

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025