Initiative

»Wir brauchen Militärrabbiner«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Thomas Lohnes/Zentraltrat der Juden

Herr Schuster, Juden in der Bundeswehr gibt es seit vielen Jahren. Jetzt möchte der Zentralrat auch jüdische Seelsorger?
Es gibt seit Jahrzehnten jüdische Soldatinnen und Soldaten. Dafür ist auch eine entsprechende Seelsorge notwendig, so wie sie die katholische und evangelische Kirche bereits leistet. Es gibt auch einen zweiten, ebenso wichtigen Grund: der Lebenskundliche Unterricht, der sich mit der Berufsethik der Soldaten in der Bundeswehr befasst. Es ist ausgesprochen wichtig, gerade heute das Thema Judentum authentisch im Rahmen dieses Lebenskundlichen Unterrichts zu vermitteln.

Wollen Sie auch in die Bundeswehr wirken?
Mir geht es neben der wichtigen direkten Betreuung jüdischer Soldatinnen und Soldaten natürlich auch um das Wirken der jüdischen Militärseelsorger innerhalb der Bundeswehr. Militärrabbiner können sehr wohl auch Anlaufstelle für nichtjüdische Soldatinnen und Soldaten sein.

Brauchen muslimische Soldaten auch eigene Seelsorger?
Das ist zu erwägen. Wichtig ist natürlich, dass die Militärimame auch das notwendige religiöse Spektrum abdecken.

Im Judentum gibt es ebenfalls unterschiedliche religiöse Strömungen.
Bei uns gibt es aufgrund der Struktur in Form des Zentralrats als Dachorganisation und der beiden Rabbinerkonferenzen in der Frage der innerreligiösen Akzeptanz kein Problem. Ich könnte mir sehr gut einen orthodoxen und einen liberalen Rabbiner im Amt vorstellen.

Feldrabbiner gab es schon im Ersten Weltkrieg.
Das ist richtig. Militärrabbiner sind keine Neuerfindung des 21. Jahrhunderts. Sie gab es in Deutschland schon vor der Schoa. Mit Leo Baeck sel. A. hat die jüdische Gemeinschaft ein großes Vorbild als »Feldrabbiner«.

Wie könnte ein solches Militärrabbinat bei 300 im Bundesgebiet verstreut stationierten jüdischen Bediensteten aussehen?
Wir leben heute im Zeitalter bester Kommunikation, in dem unabhängig vom aktuellen Standort des Einzelnen jeder miteinander in Kontakt treten kann. Wenn es um kompetente Seelsorge geht, kommt es auf die Fragestellung an. Und da kann ein Militärrabbiner auch aus der Ferne helfen oder einen direkten und schnellen Kontakt zu einem Rabbiner in der näheren Umgebung herstellen.

Der Zentralrat fordert schon seit vielen Jahren Militärrabbiner. Woran ist diese Initiative bisher gescheitert?
Auch hochrangige Militärangehörige und Politiker unterstützten unsere Forderung. Ich will aber nicht verhehlen, dass ich das Gefühl habe, dass unser Anliegen bei der zivilen Leitung im Bundesministerium der Verteidigung nicht oberste Priorität hat.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland sprach Hans-Ulrich Dillmann.

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025