Berlin

»Wie lange kann es eigentlich dauern?«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden Foto: picture alliance / SZ Photo

Man sei in Verhandlungen, eine Einigung sei in Kürze zu erwarten. Das ist aus den Ampel-Fraktionen des Bundestages zu einem Antrag zum Schutz jüdischen Lebens zu hören. Mehr wolle man derzeit nicht sagen.

»Das Ziel eines gemeinsamen Antrages zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland wurde formuliert. Das ist nun acht Monate her«, sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden am Donnerstag in seiner Rede zur Einweihung des Synagogenzentrums in Potsdam.

Im November sei ein wichtiges Signal aus der Mitte des Parlaments gesendet worden, doch beschlossen wurde bislang nichts. Und Schuster fragte: »Wie lange kann es eigentlich dauern, sich auf einen fraktionsübergreifenden Antrag zum Schutz jüdischen Lebens zu einigen?«

Offener Streit

Zum Hintergrund: Am 9. November vergangenen Jahres hatte das Parlament angesichts antisemitischer Ausschreitungen in Deutschland nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel gefordert, jeder Bedrohung jüdischen Lebens in der Bundesrepublik entschieden entgegenzutreten.

Dazu hatten die Regierungsfraktionen und die Unionsfraktion jeweils einen Entschließungsantrag formuliert. Erklärte Absicht war es, einen gemeinsamen Antrag der demokratischen Mitte zu formulieren. Daraus entwickelte sich ein offener Streit, der eine Bundestagsdebatte im April bestimmte.

Parteipolitische Manöver

Die Redebeiträge waren geprägt von gegenseitigen Vorwürfen, das gemeinsame Vorgehen zu blockieren. Von parteipolitischen Manövern, Aufkündigung des Konsenses und Scheindebatten war die Rede. Bei einem Vermittlungsversuch des Zentralrats der Juden sollten offene Fragen ausräumt werden. Doch soll es weiter strittige Punkte geben, inzwischen seien die Vizevorsitzenden der Fraktionen darüber im Gespräch, heißt es.

Unterdessen beginnt jetzt die parlamentarische Sommerpause. Danach könnte dann vielleicht im September ein Antrag zur Abstimmung kommen.

Daniela Ludwig, die Beauftragte für Israel und für jüdisches Leben der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hatte kürzlich im Interview mit unserer Zeitung gesagt: »Es gab eine unwürdige Debatte über Details. Ich hoffe jedoch, dass wir jetzt auf der Zielgeraden sind und zügig zu einer Einigung kommen.« ddk

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025