Geschichte

Wie Deutschland heute an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert

Feuer einer Flamme während der Feierlichkeiten zum Kriegsende am 8. Mai 1945 vor dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin (2015) Foto: dpa

Deutschland gedenkt an diesem Freitag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 75 Jahren. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der von Hitler-Deutschland entfesselte Krieg in Europa. Er kostete hier und in Asien - je nach Schätzung - zwischen 55 und mehr als 60 Millionen Menschen das Leben. Unter ihnen waren auch rund 6 Millionen europäische Juden, die die Nationalsozialisten in ihrem Rassenwahn ermordet haben.

In Berlin werden die Spitzen der fünf Verfassungsorgane diesen Tag der Befreiung würdigen. Vorgesehen ist eine Kranzniederlegung an der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird im Anschluss eine Rede halten. Teilnehmen werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Präsidenten des Bundestags, Bundesrats und Bundesverfassungsgerichts, Wolfgang Schäuble (CDU), Dietmar Woidke (SPD) und Andreas Voßkuhle.

Ursprünglich hatte Steinmeier für den 8. Mai einen Staatsakt angeordnet, die höchste mögliche Form der Würdigung eines Ereignisses durch den Staat. Einen Staatsakt am 8. Mai hat es bislang nur einmal gegeben, 1995 unter Bundespräsident Roman Herzog. Die Veranstaltung an diesem Freitag vor dem Reichstagsgebäude mit 1600 Gästen wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Zehn Jahre zuvor hatte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker den 8. Mai 1945 in einer auch international viel beachteten Rede im Bundestag als »das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte« eingeordnet und betont: »Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.«

Bundestagspräsident Schäuble machte nun deutlich, dass Deutschlands Einbindung in Europa die richtige Antwort auf den Zweiten Weltkrieg und die NS-Diktatur gewesen sei. »Aus dem Kriegsende folgt die Verpflichtung für Europa«, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Fünf Jahre und einen Tag nach der Befreiung habe der damalige französische Außenminister Robert Schuman 1950 die Initiative für die Vereinigten Staaten von Europa ergriffen. »Das war und bleibt die richtige Antwort auf den Abgrund.«

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg begrüßte, dass ein »würdiger Ersatz« für den Staatsakt gefunden worden sei. »Das Erinnern und Gedenken ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je«, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. »Um unserer eigenen Identität und Verantwortung willen und als Signal an unsere Alliierten: Der Zusammenhalt unter Völkern ist stärker als Differenzen zwischen Regierungen.«

Auch in anderen Staaten wird am 75. Jahrestag des Kriegsendes gedacht. So will in Paris der französische Staatspräsident Emmanuel Macron an der Seite hoher Militärs an einer Feier am Triumphbogen (10.45 Uhr) teilnehmen. Auch hier wird es kein Publikum geben.

In London will Queen Elizabeth II. am späten Abend (22.00 Uhr) eine Fernsehansprache halten - genau 75 Jahre nach der Ansprache ihres Vaters, König George VI., im Radio. Während des Zweiten Weltkriegs machte Elizabeth eine Ausbildung zur Lastwagenfahrerin und -mechanikerin in der Armee. Als Nazi-Deutschland kapitulierte, mischte sie sich unerkannt unter die Feiernden in London.

In Moskau sind die Planungen ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Kremlchef Wladimir Putin wollte den Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland eigentlich mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt groß feiern. Die geplante Militärparade wurde jedoch verschoben. Die Sowjetunion zählte im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Tote - mehr als jedes andere Land. dpa

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025