Meinung

Weltrekord in Dreistigkeit

Noah Klieger Foto: Marko Priske

Meinung

Weltrekord in Dreistigkeit

Ausgerechnet ein verurteilter Terrorist bedankt sich beim IOC für das Verbot der Schweigeminute

von Noah Klieger  31.07.2012 11:37 Uhr

Chuzpe kennt keine Grenzen. Dschibril Rajoub, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Palästina und Chef des dortigen Fußballbundes, hat ein Dankesschreiben an Jacques Rogge geschickt, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees. Sein Dank gilt Rogges Entscheidung, keine Schweigeminute für die Opfer des Münchner Olympiaattentats von 1972 zu erlauben. »Sport ist eine Brücke für die Liebe, die Vereinigung und die Verbreitung von Frieden unter den Nationen«, schreibt Rajoub. »Sport darf kein Grund sein für Trennung oder für Rassismus.«

Massaker Als Rajoub jung war, agierte er als Terrorist gegen Israel und koordinierte die Angriffe anderer Terroristen. 20 Jahre lang saß er deswegen in einem israelischen Gefängnis. Ganz offensichtlich ist er also ein Mann, dessen terroristische Brüder unsere Athleten in München ermordet haben. Heute verlangt dieser Mann, dass des Massakers nicht gedacht werden soll. Dieser Brief dokumentiert grausamen Zynismus – vor einem aktuellen politischen Hintergrund. Mehrere arabische Länder hatten gedroht, sie würden ihre Beteiligung an den Olympischen Spielen in London absagen, wenn es, wie die Angehörigen der Ermordeten forderten, eine Schweigeminute gegeben hätte.

Der Belgier Rogge geriet, wie sein Vorgänger Juan Antonio Samaranch, in Panik und kapitulierte vor dieser Drohung. Die Haltung des arroganten Spaniers in dieser Frage kann zu einem gewissen Grad erklärt werden, die von Rogge jedoch ist unverständlich. Schließlich war Samaranch ein Faschist und enger Vertrauter des Diktators Franco. So einer wurde kein Freund Israels und der Juden.

Aber Jacques Rogge, ein Arzt, scheint ein weiser und vernünftiger Mann zu sein. Seine Entscheidung, eine Schweigeminute zu verhindern, ist sehr enttäuschend. Als intelligenter Mensch sollte er wissen, dass die Boykottdrohungen nie ernst gemeint waren. Kein arabisches Land hätte je seine Teilnahme an den Spielen abgesagt. Die Palästinensische Autonomiebehörde schon gar nicht. Deren einziges Ziel war es doch, in London die palästinensische Flagge zu sehen. Das ist ja auch geschehen. Nebenbei gesagt, der palästinensische Fahnenträger war der Judoka Abu Rmeileh, der in Ost-Jerusalem lebt und einen israelischen Pass besitzt.

Der Autor ist Schoa-Überlebender und war Sportjournalist bei Yedioth Ahronoth.

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025