Wahlen

Weitere fünf Jahre

NPD-Wahlwerbung Foto: dpa

Über 40.000 Menschen haben am Sonntag die NPD in den Landtag Mecklenburg-Vorpommerns gewählt. Alexander Bondar kann das verstehen, »auch wenn es uns selbstverständlich missfällt«. Bondar ist in der Jüdischen Gemeinde Rostock aktiv und engagiert sich im Landesssportbund für die Integration von Behinderten. »In den Großstädten merkt man nicht so viel, das Naziproblem ist vor allem in ländlichen Gegenden präsent«, sagt Bondar. »In einigen Gemeinden hängen nur noch NPD-Plakate.«

Fünf Jahre war die NPD schon im Landtag vertreten. Aufgefallen ist sie unter anderem mit einem Antrag, alle Hilfeleistungen für die jüdischen Gemeinden zu streichen: Die Gemeinden bestünden nur aus Russen, die ihr Visum für eine Flasche Wodka gekauft hätten, hieß es seitens der NPD. Der Antrag wurde im Landtag abgelehnt, erinnert sich Juri Rosov, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und des Migrantenrats Rostock.

»Wenn die Wahlbeteiligung niedrig ist, dann nützt das der NPD«, erklärt Rosov den Wahlerfolg. Bei dieser Abstimmung beteiligten sich gerade einmal 51,5 Prozent.

Antisemitismus In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur in Rostock und Schwerin jüdische Gemeinden. Dort, in den größten Städten des Landes, empfindet man die Rechten nicht so sehr als akute Bedrohung. Dennoch hat Rosov Angst: »Mit einer im Landtag vertretenen NPD kann Antisemitismus wieder salonfähig werden.«

Nach dem vorläufigen Ergebnis hat die Partei 5,9 Prozent der Wählerstimmen, vor fünf Jahren waren es noch 7,3 Prozent. Birgit Lohmeyer schöpft daraus Optimismus. Die Schriftstellerin und Fotokünstlerin lebt in dem Dorf Jamel bei Wismar und engagiert sich zusammen mit ihrem Mann seit Jahren für Demokratie im Bundesland. Für das Open-Air-Festival »Jamel rockt den Förster« erhielten die Lohmeyers den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Zivilcourage ist auch weiter nötig. Vor allem im Osten des Bundeslandes war die NPD sehr stark: In sieben Gemeinden holte sie sogar mehr als 25 Prozent. Traurige Hochburg ist die Gemeinde Koblentz im Landkreis Uecker-Randow, wo jeder Dritte der NPD seine Stimme gab.

Juri Rosov geht regelmäßig, wie auch andere Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und Vertreter des Migrantenrats, in Schulen, um mit Kindern und Jugendlichen zu reden, ihnen jüdisches Leben vorzustellen und sie über Rassismus und Antisemitismus aufzuklären. Viele der jungen Menschen haben überhaupt keinen Kontakt zu Migranten, weiß Rosov, geschweige denn zu jüdischen Zuwanderern.

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025