Frankfurt

»Unentschuldbares Machtspiel«: Michel Friedman tritt aus CDU aus

Verlässt die CDU nach 42 Jahren Mitgliedschaft: Michel Friedman Foto: Michael Thaidigsmann

Michel Friedman tritt nach 43 Jahren Mitgliedschaft aus der CDU aus: Der Frankfurter Publizist gibt nach der umstrittenen Abstimmung über einen Entschließungsantrag von CDU/CSU im Bundestag sein CDU-Parteibuch zurück. In den 90er Jahren saß Friedman sogar im CDU-Bundesvorstand. Von 1984 bis 1997 war er CDU-Stadtverordneter in Frankfurt am Main.

Der 68-Jährige sagte dem Hessischen Rundfunk, es sei »eine katastrophale Zäsur für die Demokratie« und ein »unentschuldbares Machtspiel«, dass die Unionsfraktion gemeinsam mit der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik beschlossen habe.

Lesen Sie auch

Damit habe CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz die »Büchse der Pandora« geöffnet. Er nehme es Merz zwar ab, dass er nicht vorhabe, nach der Bundestagswahl mit der AfD zu koalieren. Aber Friedman kritisierte »die Naivität derjenigen, die bei der CDU uns erklären wollen, dass das alles ja nicht gewollt war, dass man deren Stimmen gar nicht haben wollte.« Das sei so »unterkomplex, dass man da gar nicht mehr hinhören kann«.

Friedmans Eltern standen auf der berühmten Listen des Judenretters Oskar Schindler und überlebten so den Holocaust. Am Donnerstag protestierten auch andere prominente Juden in Deutschland gegen die Abstimmung im Bundestag.

So schrieb die Auschwitz-Überlebende Eva Umlauf einen offenen Brief an Merz. Der Schoa-Überlebende Albrecht Weinberg (99) gab aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurück. Er sagte: »Es ist zu schwer geworden, es zu tragen, wenn man solche Nachrichten hat.«  mth

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025