Einspruch

Was Wikileaks offenbart

Halten wir noch einmal fest: Es gehört zu den guten Gepflogenheiten des menschlichen Miteinanders, nicht alles vor aller Öffentlichkeit auszusprechen, sondern klare Worte für jene aufzusparen, für deren Ohren sie bestimmt sind. Auch den verklausulierten Stellungnahmen arabischer Potentaten war gut zu entnehmen, dass sie einen atomar bewaffneten Iran so attraktiv finden wie den gleichzeitigen Ausbruch von Pest und Cholera.

Eines offenbaren die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente aber doch: Nirgendwo ist die Kluft zwischen heimlich und öffentlich gesprochenem Wort größer als in der arabischen Welt. In keiner Region wird der Hass auf das »dekadente, imperialistische Amerika« und dessen Verbündeten Israel so ausgiebig gepflegt wie im Nahen Osten. Aber wer soll den »Wahnsinn« des iranischen Präsidenten stoppen? Die Amis, möglichst in Kooperation mit den Israelis. Hinterher würde man sich dann über den Angriff auf einen »muslimischen Bruderstaat« beschweren. Nirgendwo ist ein ausgeprägter Männlichkeitswahn so tief in der politischen und gesellschaftlichen DNS verankert. Aber wenn der Kronprinz Abu Dhabis den Einsatz von Bodentruppen gegen den Iran fordert, dann haben sich nicht die arabischen Helden zu beweisen, die Frauen das Autofahren verbieten oder das Wahlrecht verweigern können. Dann sollen die als Schwächlinge verachteten Jungs aus Iowa und Wisconsin Kopf und Kragen riskieren. Und das Schönste ist: Auch der so hoch gelobte »kritische« arabische Sender Al Dschasira verbreitet zwar den Wikileaks-Klatsch über Putin, Merkel und Westerwelle. Über die »Bombardiert den Iran«-Rufe aus der arabischen Etappe aber verliert er kein Wort.

»Respekt« ist, was gerade in dieser Region beständig eingefordert wird. Aber Respekt gebührt nur dem, der mutig für seine eigenen Interessen eintritt – und nicht den obendrein auch noch verachteten großen Bruder holt, wenn’s brenzlig wird.

Die Autorin ist Chefredakteurin der Zeitschrift »Internationale Politik«.

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025