Problematischer Tweet

Warum der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald Hans-Georg Maaßen anzeigt

Hans-Georg Maaßen Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Jens-Christian Wagner, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, hat den früheren Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, laut einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« wegen Volksverhetzung angezeigt.

Es geht um einen Post von Maaßen auf X, das bis vor kurzem als Twitter bekannt war. Am Sonntag hatte er dort geschrieben: »In den 1930er Jahren hieß es: Kauft nicht bei Maaßen. Geschichte wiederholt sich. Die Nazis heute sind im Unterschied zu ihren Vorfahren so verblödet, dass sie noch nicht einmal merken, dass sie Nazis sind.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Schmidt und Matussek Maaßens Post enthielt auch einen Link zu einem Artikel der Zeitschrift »Focus«, in dem es um Empörung über ein Foto geht, auf dem Maaßen mit dem Entertainer Harald Schmidt und dem Autor Matthias Matussek zu sehen ist. Die Aufnahme, die in den sozialen Medien schnell die Runde machte, stammt aus der Schweiz, wo beide an einem Fest der laut »Spiegel« als rechtspopulistisch geltenden Publikation »Weltwoche« teilgenommen hatten.

Der X-Kommentar von Maaßen wirkt wie eine Verhöhnung von Juden, die in Nazi-Deutschland zunächst diskriminiert und verfolgt und dann systematisch ermordet wurden. Die »Süddeutsche Zeitung« zitierte Gedenkstättenleiter Wagner mit den Worten, Maaßen habe mit dem Posting die Verfolgung von Juden im Nationalsozialismus mit seiner angeblichen aktuellen Verfolgung gleichgesetzt. Damals lautete die Parole »Kauft nicht bei Juden!«.

»Der Boykott der Geschäfte jüdischer Eigentümer war einer der ersten Schritte auf dem Weg von der Entrechtung und Ausgrenzung der Juden zu ihrer Verfolgung und Ermordung«, erklärte Wagner gegenüber der Zeitung. Der Inhalt des Maaßen-Tweets ist für ihn daher als Volksverhetzung zu werten.

Böhmermann und Heufer-Umlauf Schmidt war dafür kritisiert worden, sich auf dem Foto mit dem als rechtslastig geltenden Maaßen gezeigt zu haben. Der frühere Fernsehshow-Gastgeber und heutige Schauspieler (»Das Traumschiff«) wies laut »Focus« Vorwürfe seiner Kollegen Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf, deren Förderer Schmidt vor Jahren war, zurück: »Ich verwerte das, was ich erlebe, auf der Bühne. Ich gehe dorthin, wo ich Material erwarte«, sagte er der »Zeit«.

Wegen regelmäßiger umstrittener Äußerungen hatte die CDU Maaßen aus der Partei werfen wollen. Im Juli lehnte das Kreisparteigericht in Thüringen einen Ausschluss jedoch ab. Zwei Jahre zuvor, im September 2021, war Maaßen in Südthüringen als Direktkandidat der CDU bei den Bundestagswahlen angetreten, verlor jedoch gegen den ebenfalls prominenten SPD-Mann Frank Ullrich.

Weitere drei Jahre vorher, im November 2018, hatte der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dafür gesorgt, dass Hans-Georg Maaßen seinen Posten als Verfassungsschutzpräsident verlassen musste - wegen umstrittener, als verharmlosend bewerteter Äußerungen zu rechter Gewalt in Chemnitz. ja

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025