Mit eindringlichen Worten hat Alon Nimrodi, Vater des in Gaza verschleppten 20-jährigen Deutsch-Israeli Tamir Nimrodi, an die SPD appelliert, die Geiseln in den Tunneln der Hamas nicht aus dem Blick zu verlieren. Anlass war eine politische Erklärung der SPD-Bundestagsfraktion zur Lage in Gaza, in der ausgerechnet Israel scharf kritisiert wird – ohne die Hamas oder deren Massaker vom 7. Oktober, mit denen der Krieg begann, auch nur zu erwähnen.
»Die SPD darf die Geiseln nicht vergessen! Meinen Sohn nicht, und auch die anderen Geiseln nicht, von denen sieben auch Deutsche sind«, sagte Nimrodi gegenüber »Bild«. Er befürchtet, dass der internationale Druck auf Israel die Verhandlungen mit der Hamas untergräbt.
Die am Mittwoch auf Instagram veröffentlichte Stellungnahme der SPD-Fraktion fordert Israel auf, den Krieg gegen die Hamas zu beenden und plädiert dafür, ein EU-Assoziierungsabkommen mit dem jüdischen Staat auszusetzen. Unterstützt wird das Papier unter anderem vom Fraktionsvorsitzenden Matthias Miersch sowie den Außenpolitikern Rolf Mützenich und Adis Ahmetovic.
Am Rande erwähnt
Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 – Auslöser des Kriegs – wird in der Erklärung mit keinem Wort erwähnt. Die Tatsache, dass die palästinensischen Terroristen weiterhin 50 Geiseln in ihrer Gewalt haben, darunter sieben deutsche Staatsbürger, findet nur am Rande Erwähnung.
Von Tamir Nimrodi fehlt seit dem Tag seiner Entführung jede Spur. Der junge Mann hatte, wie sein Vater berichtet, vor seiner Verschleppung eine Liste mit Lebenszielen verfasst: »Vielen Menschen helfen. Einen engen Freundeskreis aufbauen. Niemandem wehtun.«
Anders als bei Tamir hat die Familie von Alon Ohel, einer weiteren deutsch-israelischen Geisel, zumindest belastende Hinweise auf dessen Zustand: Der 24-jährige Musiker wurde bei seiner Entführung schwer verletzt und verliert laut Angehörigen in der Hamas-Gefangenschaft sein Augenlicht – während er gleichzeitig unter schwerem Hunger leidet.
Nicht vertrauenswürdig
Ein dritter deutscher Staatsbürger, Rom Braslawski (21), gilt ebenfalls als verschollen. Die Terrorgruppe Islamischer Dschihad hatte zuletzt erklärt, keinen Kontakt mehr zu seinen Bewachern zu haben. Aussagen palästinensischer Terrororganisationen sind jedoch grundsätzlich nicht vertrauenswürdig.
Während Bilder hungernder Palästinenser die Nachrichtensendungen dominieren, gerät das Schicksal der israelischen Geiseln zunehmend in den Hintergrund. In Israel kennt jeder die Namen der Entführten. In Deutschland sei dies anders, kritisiert Nimrodi. ja