Antisemitismus an US-Unis

Uni-Präsidentin Liz Magill tritt zurück

Liz Magill bei einer Anhörung im US-Kongress am 5. Dezember Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Nach heftiger Kritik an ihrem Auftritt bei einer Kongress-Anhörung zu Antisemitismus an Elite-Universitäten in den USA zieht die Präsidentin der University of Pennsylvania, Liz Magill, persönliche Konsequenzen. Wie die Universität am Samstag mitteilte, tritt die 57 Jahre alte Juristin als Präsidentin zurück. Sie lege das Amt freiwillig nieder, bleibe aber festes Mitglied der juristischen Fakultät, hieß es. Eine Begründung wurde zunächst nicht genannt.

Magill war am Dienstag gemeinsam mit den Präsidentinnen von Harvard und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu einer Anhörung im US-Kongress vorgeladen worden. Hintergrund sind antisemitische und islamophobe Vorfälle an den Einrichtungen seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober - die auch alle drei Präsidentinnen einräumten. Sie verteidigten sich aber gegen Vorwurf, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus zu tun.

Für große Empörung sorgte vor allem eine Szene in dem von den Republikanern geführten Bildungsausschuss. Die Abgeordnete Elise Stefanik fragte die Präsidentinnen, ob der »Aufruf zum Völkermord an den Juden« an ihren Universitäten gegen Richtlinien zu Mobbing und Belästigung verstoße. »Das kann sein, abhängig vom Kontext«, antwortete etwa Harvard-Präsidentin Claudine Gay. Auf die Aufforderung, mit »Ja« oder »Nein« zu antworteten, sagte Gay erneut, das hänge vom Kontext ab.

Die anderen Präsidentinnen äußerten sich ähnlich. »Wenn das Reden in ein Verhalten übergeht, kann es sich um Belästigung handeln«, sagte Magill - und fügte ebenfalls hinzu: »Es ist eine kontextabhängige Entscheidung«. Später versuchte sich die Juristin zu erklären: Sie sagte, sie habe sich bei ihrer Antwort in der Anhörung auf die schon lange geltende Leitlinie ihrer Universität fixiert, die besage, dass das Reden allein nicht strafbar sei - so wie es auch in der Verfassung stehe.

Der Druck auf die Magill wuchs in den vergangene Tagen enorm. Neben Rücktrittsforderungen auf dem Campus, gab es auch aus der Politik heftige Reaktionen. Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, bezeichnete ihre Äußerungen als inakzeptabel und beschämend. Ein ein wichtiger Geldgeber der University of Pennsylvania zog ein Spende in Höhe von rund 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) zurück - und forderte ebenfalls den Rücktritt.

Der Streit über den Konflikt in Nahost hat sich in den vergangenen Wochen auch an Universitäten und Schulen in den USA entladen. US-Medien berichteten über Vorfälle körperlicher Gewalt oder deren Androhung. Auf Schulgeländen tauchten antisemitische und rassistische Graffitis auf. Auf online kursierenden Videos war zu sehen, wie junge Menschen Poster mit Fotos der Hamas-Geiseln herunterreißen.

Das US-Bildungsministerium hatte wegen antisemitischer und islamophober Vorfälle an US-Bildungseinrichtungen Ermittlungen eingeleitet - darunter gegen Harvard, und die Elite-Universitäten Columbia und Cornell. dpa

Israel

Deutscher Tourist in Tel Aviv festgenommen

Die Hintergründe

 19.05.2025

NS-Raubkunst

Doch keine Einsicht

Noch vor kurzem versprach Bayerns Kunstminister Markus Blume »Transparenz und Tempo«. Jetzt verweigert er den Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim die Akteneinsicht

von Michael Thaidigsmann  19.05.2025

ESC

Israel im Visier: Debatte um Publikumsvoting bei ESC entbrannt

Eine Musikshow wird zur Staatsaffäre: In Spanien schlagen die Wellen nach dem ESC-Finale hoch. Es geht unter anderem um das Publikumsvoting. Fragen kommen aber auch aus einem anderen Land

von Marek Majewsky  19.05.2025

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  19.05.2025

London

Nach antisemitischem Post: Lineker hört bei BBC auf

In den sozialen Medien teilt Gary Lineker einen Beitrag zum Israel-Gaza-Konflikt mit antisemitischer Konnotation. Nun zieht der frühere Fußballstar die Konsequenz

 19.05.2025

Berlin

Hologramme gegen Judenhass

Nach den Massakern und Geiselnahmen der Hamas in Israel organisierte Nicolai Schwarzer eine Solidaritätsdemo für jüdisches Leben. Nun startet der Unternehmer sein nächstes Projekt

von Verena Schmitt-Roschmann  19.05.2025

Berlin

Henryk M. Broder: Das Urvertrauen in die Politik ist dahin

Es scheine, als lebten Regierungspolitiker »in einer eigenen Welt«, in der »sie die wahren Probleme ausblenden und deshalb auch nicht bearbeiten«, so der »Welt«-Kolumnist

 18.05.2025

Meinung

Ohne Wissen und Gewissen 

Der taz-Redakteur Daniel Bax, studierter Islamwissenschaftler, sollte seinen Beruf wechseln. Die taz sollte ihm dabei helfen

von Maria Ossowski  18.05.2025

Basel

Farbanschlag auf Yuval Raphael vereitelt

Crew-Mitglied des ESC wurde von Farbe getroffen

 18.05.2025