Der Senat der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat am Mittwoch über die Forderung von sieben Professorinnen und Professoren beraten, Kooperationen mit israelischen Universitäten zu überprüfen.
Das Gremium habe sich dabei hinter die Linie von Universitätspräsident Andreas Marx gestellt, teilte eine Hochschulsprecherin am Mittwochabend mit. Dieser hatte betont, eine solche Forderung leiste keinen Beitrag zur Lösung von Konflikten und schwäche jene unabhängigen Stimmen in Israel, die für Dialog, Demokratie und Verständigung eintreten.
Bundesweite Kritik
Auslöser der Debatte war ein am 8. Oktober verfasstes Schreiben von Lehrstuhlinhabern aus fünf Fakultäten, darunter dem Theologen Martin Leiner. Darin baten diese, jede Kooperation der Universität mit israelischen Einrichtungen auf eine direkte oder indirekte Beteiligung an militärischen Operationen in Gaza zu prüfen. Nur im positiven Fall solle über ein Ende der Zusammenarbeit nachgedacht werden. Der Brief sei noch während des Krieges formuliert worden, sagte Leiner. Ein Boykott sei nicht beabsichtigt. Er arbeite weiterhin eng mit israelischen Kolleginnen und Kollegen zusammen.
Das Schreiben stieß bundesweit auf Kritik. Das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrender verurteilte die Forderung als Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit und Ausgrenzung jüdischer und israelischer Forschender. Besonders die Bezugnahme auf eine Resolution der International Association of Genocide Scholars wurde kritisiert. Wer Israel vorschnell mit Begriffen wie »Völkermord« belege, normalisiere antisemitische Deutungsmuster. epd