Meinung

Und täglich grüßt der Hitler

Neues vom journalistischen Arbeitsmarkt. Die Crew der Satirezeitschrift »Titanic« ist offenbar zum »Spiegel« gewechselt und hat zum Einstand gleich die Titelgeschichte dieser Woche produziert. »Hitlers Uhr« prangt auf dem Cover des Nachrichtenmagazins, ein brillibesetztes Stück Schlock, das der »Führer« 1939 seiner Bettgefährtin Eva Braun geschenkt habe. Nach »Hitlers Frauen«, »Hitlers Familie«, »Krankenakte Hitler« jetzt also »Hitlers Uhr«.

Die erstgenannten Titel stammen, das sei fairerweise gesagt, allerdings nicht vom »Spiegel«, sondern aus der Mainzer ZDF-Geschichtswerkstatt des Dr. Guido Knopp. Dem hatte das Hamburger Blatt vergangenen Sommer in einem Interview eine »Hitler-Obsession« attestiert und süffisant gemeint, jetzt fehlten nur noch Hitlers Hunde. »Hitler verkauft sich immer«, so das Fazit. Knopp, das muss man ihm lassen, reagierte souverän: »Manche ›Spiegel‹-Titel scheinen das zu zeigen.«

hingucker In der Tat. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier zählte in seinem Blog 38 Hitler-Titel der Hamburger in den vergangenen 20 Jahren auf, darunter zu Geschichten, die mit dem Obernazi nichts oder nur am Rande zu tun hatten – so in einer Story über Marlene Dietrich oder in Gesellschaft unter anderen von Claudia Schiffer und Dolly, dem Klonschaf. Sogar zum Thema »Wie komisch sind die Deutschen?« war der Mann aus Braunau offensichtlich unverzichtbar.

Man könnte es jetzt bei der Feststellung belassen, dass manchen Kollegen eben nichts einfällt und, so wie der »Stern«, wenn gar nichts los ist, nackte Frauenbrüste auf das Cover hievt, für die gebildetere »Spiegel«-Kundschaft Hitler denselben Zweck als verkaufsfördernder Hingucker erfüllt. Aber interessant ist es schon, wenn ausgerechnet der »Spiegel«, der seit Rudolf Augsteins Zeiten immer wieder postuliert, die Deutschen müssten endlich aus Hitlers Schatten treten, selbst von diesem Schatten nicht loskommt oder loskommen will. Daran sollten wir die Blattmacher erinnern, wenn sie das nächste Mal empört aufjaulen, weil britische Boulevardzeitungen oder griechische Demonstranten mit Nazivergleichen die Bundesbürger ärgern.

Falls der »Spiegel« übrigens demnächst noch eine Titelstory gleichen Kalibers braucht: Wie wäre es mit »Hitlers Hoden«? Schließlich sang die Royal Army im Zweiten Weltkrieg das schöne Marschlied »Hitler has only got one ball«.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert