Meinung

Ukraine: Für Juden bleibt es gefährlich

In den letzten zwei Monaten gab es in der Ukraine mindestens vier antisemitische Gewalttaten: Erst in der vergangenen Woche wurde in Kiew ein Rabbiner nach Messerstichen in ein Krankenhaus gebracht, ein Ehepaar wurde nahe einer Synagoge mit Stockschlägen traktiert. Die Situation ist also weiterhin gefährlich, das hat sich durch das umstrittene Krim-Referendum nicht geändert.

swoboda Man kann nicht sagen, dass von der Übergangsregierung in Kiew selbst Hass gegen Juden ausginge. Vizepremierminister Volodymyr Groysman ist jüdisch, Julia Timoschenko und Vitali Klitschko haben jüdische Vorfahren – die führenden Repräsentanten dieser Regierung sind nicht antisemitisch. Und auch die rechtsextremen Kräfte in der Regierung, die Vertreter der Swoboda-Partei, halten sich derzeit zurück. Sie wissen, dass antisemitische Äußerungen ihre Anerkennung durch die EU und die USA gefährden. Aber es ist eine schlafende Gefahr. Wenn sie aufwacht, drohen wieder Pogrome.

Auch wenn man die Gefahr nicht überbewerten sollte, so müssen wir doch über die Swoboda-Partei sprechen, damit die internationale Öffentlichkeit weiß, dass eine antisemitische Bedrohung besteht. Viel wichtiger als finanzielle Unterstützung ist, dass der Westen diese Gefahr sieht und handelt. Wir brauchen eine Art Marshallplan, der nicht nur Geld, sondern auch wirtschaftliche und politische Hilfen bereitstellt, damit sich die Ukraine und das ukrainische Judentum entwickeln können.

kreml Während also die russische Regierung, die in Kiew nur Faschisten am Werk sieht, die Gefahr deutlich übertreibt, muss man der ukrainischen Seite den Vorwurf machen, sie verantwortungslos kleinzureden. So gesehen, versuchen beide Seiten, die Juden zu instrumentalisieren. Vor allem hat die Übergangsregierung in Kiew keine Mittel, den bewaffneten Rechtsextremen ihre Waffen wegzunehmen. Es herrscht Gesetzlosigkeit, und dies macht den Weg frei für extremistische Krawallmacher, vor allem vom Rechten Sektor, deren Taten von Polizei und Justiz nicht verfolgt werden. Sie sind militant und bewaffnet, und meist sind es sehr junge Leute, die keine Achtung vor menschlichem Leben haben.

Daher haben wir als Konföderation mit privaten Geldern nun einen Wachschutz für Synagogen organisiert. Vom Staat, von der Polizei erhalten wir keine Hilfe und keinen Schutz. Also müssen wir das jetzt selbst tun.

Der Autor ist Präsident der Jüdischen Konföderation der Ukraine und Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses.

Innere Sicherheit

Dschihadistisch motivierter Anschlag geplant: Spezialeinsatzkommando nimmt Syrer in Berlin-Neukölln fest 

Nach Informationen der »Bild« soll der Mann ein Ziel in Berlin im Blick gehabt haben

 02.11.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Berlin/München

Nach Terror-Skandal beim ZDF: ARD überprüft Mitarbeiter in Gaza

Alle in Gaza tätigen Mitarbeiter hätten versichert, keinerlei Nähe zu Terrororganisationen zu haben, sagt der zuständige Bayerische Rundfunk

 02.11.2025 Aktualisiert

Jerusalem/Düsseldorf

Yad Vashem will beim Standort in Deutschland eine schnelle Entscheidung

In Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Sachsen soll erstmals außerhalb Israels ein Bildungszentrum zum Holocaust entstehen. Die Entscheidung soll zügig fallen

 02.11.2025 Aktualisiert

Düsseldorf

Wolfgang Rolshoven mit Josef-Neuberger-Medaille geehrt

Mit der Auszeichnung würdigte die Jüdische Gemeinde Rolshovens jahrzehntelanges Engagement für jüdisches Leben und seinen entschlossenen Einsatz gegen Judenhass

 31.10.2025

Nürnberg

»Nie wieder darf Hass die Oberhand gewinnen«

Kongressabgeordnete aus Washington D.C., Touristen aus China und Geschichtsinteressierte aus Franken: Das Interesse an den Nürnberger Prozessen ist 80 Jahre nach dem Start des historischen Justizereignisses ungebrochen

von Michael Donhauser  31.10.2025

Ankara

Offene Konfrontation zwischen Erdogan und Merz über Israel und Gaza

Eigentlich wollte der Bundeskanzler bei seinem Antrittsbesuch neue Harmonie in die deutsch-türkischen Beziehungen bringen. Bei einer Pressekonferenz mit mit türkischen Präsidenten kommt es stattdessen zur offenen Konfrontation

von Anne Pollmann, Michael Fischer, Mirjam Schmitt  31.10.2025

Halle

»Hetze gegen Israel«: Rektorin der Uni Halle gibt Fehler zu 

Die Veranstaltung an der (MLU) fand unter dem Titel »Völkermord in Gaza« statt

 30.10.2025