Antisemitismus-Eklat

TU-Aufsichtsrat verzichtet auf Sanktionen und will Geraldine Rauch weiter unterstützen

Geraldine Rauch, Präsidentin der TU-Berlin, mit ihrer Ernennungsurkunde (2022) Foto: picture alliance/dpa

Der Aufsichtsrat der Technischen Universität Berlin (TU) hat sich im Antisemitismus-Skandal um die TU-Präsidentin Geraldine Rauch für eine kritische Unterstützung ihrer Person ausgesprochen.

»Zwar hat die Präsidentin durch ihr Fehlverhalten der TU Berlin viel Schaden zugefügt, dennoch sollte ihr die Chance eingeräumt werden, das von ihr angebotene Programm zur Festigung des Vertrauens in die TU Berlin und zur Wahrung der Tradition als weltoffene, tolerante und anti-rassistische Universität erfolgreich umzusetzen«, teilte die TU am Montag mit.

Fehler aus »Nachlässigkeit«

Damit sieht das Gremium von einer Rücktrittsforderung beziehungsweise einer Empfehlung zur Abwahl der Präsidentin ab.

Der Rat tagte digital am Montagmorgen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zuvor berichtete der »Tagesspiegel«.

Das Kuratorium attestierte Rauch, einen Fehler aus »Nachlässigkeit« begangen zu haben. Rauchs Reue überzeuge die Kuratoriumsmitglieder, die die Präsidentin »konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang« unterstützen wollen.

Kritik durch Zentralrat der Juden

Die Unterstützung des Kuratoriums erntet Kritik. Ein Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland erklärte am Montag: »Die Unterstützung der Mehrheit des Kuratoriums der TU Berlin für Professorin Rauch zeigt das fehlende Verantwortungs- und Problembewusstsein in Bezug auf Antisemitismus.« Die Entscheidung des Kuratoriums habe zudem einen »nicht absehbaren Ansichtsverlust« der TU zur Folge.

»Die Verharmlosung der Unterstützung von Israel-Hass und Antisemitismus in Zeiten, in denen Aufrufe zur Vernichtung Israels und von Juden gerade an Berliner Universitäten grassieren, ist bedrückend.« Persönliche Konsequenzen zu ziehen, wäre ein wirklicher Ausdruck von Reue gewesen. Damit hätte Rauch auch die Integrität der TU Berlin und ihrer Person gewahrt, so der Sprecher.

Lesen Sie auch

Die Präsidentin der TU steht im Mittelpunkt der Kontroverse, weil sie mehrere antisemitische und mehrere israelfeindliche Posts auf der Plattform X im Kontext des Gaza-Kriegs mit »Gefällt mir« markiert hatte.

Die 41-Jährige hatte sich dafür entschuldigt und von »tiefer Reue« gesprochen. Vergangenen Donnerstag erklärte sie, trotzdem im Amt bleiben zu wollen, obwohl sich eine knappe Mehrheit des Akademischen Senats für ihren Rücktritt ausgesprochen hatte.

Für eine Abwahl wäre aber ein Beschluss mit Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen. dpa/kna/ja

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025