US-Präsident Donald Trump soll über Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zunehmend verärgert sein. Dies berichtet das »Wall Street Journal« (WSJ). Grund sei dessen hartes Vorgehen im Krieg und insbesondere der israelische Schlag gegen Hamas-Führungsmitglieder in Doha.
Dem Bericht zufolge war die Operation in Katar nicht mit Washington abgestimmt. Dies widerspricht einem früheren Pressebericht, wonach Trump 50 Minuten vor dem Angriff in Kenntnis gesetzt wurde. Trump soll die Operation als »leichtsinnig« und als Belastung für Friedensbemühungen bezeichnet haben. In einer internen Sitzung mit seinen engsten Beratern, darunter auch Außenminister Marco Rubio, soll Trump sogar über Netanjahu geschimpft haben: »He’s fucking me.« (Vulgäre Version von »Er hintergeht mich.«)
Trotz dieser scharfen Worte habe Trump bislang darauf verzichtet, Israel öffentlich zu rügen. Offiziell unterstützt er weiterhin die israelischen Bodeneinsätze in Gaza-Stadt.
Zweifel am Kurs
Trump habe Netanjahu nach dem Angriff zweimal telefonisch kontaktiert – zunächst, um seinen Unmut zu äußern, später, um nachzufragen, ob die Mission erfolgreich gewesen sei, so das WSJ. Gleichzeitig habe er katarische Führungspersönlichkeiten gelobt und deren Vermittlungsversuche unterstützt.
Mehrere ehemalige und aktuelle Regierungsberater äußerten dem Bericht zufolge Zweifel an Netanjahus Kurs. So sagte der langjährige israelische Regierungsberater Shalom Lipner, Netanjahus Politik habe den Krieg verlängert, Verbündete der USA verprellt und Trumps Bemühungen um eine Ausweitung der Abraham-Abkommen untergraben.
Auch innerparteilich wächst der Druck: Einige Republikaner aus dem Umfeld der MAGA-Bewegung werfen Israel übermäßige Gewalt vor. So sprach die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene im Juli von »Völkermord« und warnte, der Krieg könne die USA tiefer in Nahost-Konflikte ziehen.
Verbindung intakt
Trotz der Spannungen halten viele Beobachter die persönliche Verbindung zwischen Trump und Netanjahu für intakt. Beide sähen sich als politische Außenseiter, die gegen etablierte Eliten kämpfen, hieß es. Der frühere Netanjahu-Sprecher Omer Dostri bezeichnete ihre Beziehung als »sehr, sehr eng« und deutete an, Berichte über einen Bruch könnten Teil einer gezielten Medienstrategie sein. Entsprechend zitierte ihn die »Jerusalem Post«.
Netanjahu pflegt enge Kontakte zu republikanischen Abgeordneten und ultrakonservativen US-Medien wie »Fox News«, »Newsmax« und »One America News Network«. Laut einer Gallup-Umfrage sehen ihn zwei Drittel der republikanischen Wähler positiv, während nur neun Prozent der Demokraten diese Ansicht teilen.
Trump bemühe sich weiterhin um einen Durchbruch bei der Normalisierung zwischen Israel und Saudi-Arabien – ein Prestigeprojekt, das er vor der Wahl 2026 präsentieren wolle. Netanjahu wiederum versucht offenbar, die Beziehung zu Trump nicht zu gefährden: Erst am Wochenende trat er gemeinsam mit dem US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, bei einer Zeremonie in Bat Jam auf, bei der eine Strandpromenade nach Trump benannt wurde.
Der ehemalige israelische Botschafter in Washington, Michael Oren, vermutete im Gespräch mit dem WSJ, dass Trump vor allem die Wirkungslosigkeit des Doha-Angriffs erzürnt habe: »Wenn unsere Operation in Doha erfolgreich gewesen wäre, hätte Trump sie nicht verurteilt – er hätte sich dafür feiern lassen.« im