Nach dem israelischen Angriff auf ein Hamas-Treffen in Katar herrscht politische Unruhe in Washington, Jerusalem und Doha. Nach Angaben des Weißen Hauses war US-Präsident Donald Trump über die Operation nicht vorab informiert worden. Er fühle sich »sehr schlecht« über den Vorfall, ließ er mitteilen, und habe seinen Sondergesandten Steve Witkoff beauftragt, Katar vor der Attacke zu warnen. Diese Warnung sei allerdings zu spät eingetroffen, um den Angriff noch zu verhindern.
Trump betonte, es habe sich um eine »alleinige Entscheidung« von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gehandelt. »Unilaterale Bombardierungen innerhalb Katars – eines souveränen Staates und engen Verbündeten der Vereinigten Staaten – tragen nicht zu den Zielen Israels oder Amerikas bei«, erklärte er. Gleichwohl bezeichnete er die Eliminierung von Hamas-Kadern, die »vom Leid der Menschen in Gaza profitiert« hätten, als ein grundsätzlich richtiges Ziel.
Die Hamas bestätigte, dass bei dem Angriff in Doha fünf ihrer Mitglieder getötet wurden, darunter ein Sohn des im Exil lebenden Hamas-Funktionärs Khalil al-Hayya. Nach israelischen Angaben waren mehrere hochrangige Anführer in der betreffenden Wohnung, darunter auch Khaled Maschaal, der sich jedoch zum Zeitpunkt des Angriffs nicht dort aufhielt.
»Haupthindernis für Fortschritte«
Während Trump nach dem Angriff sowohl mit Netanjahu als auch mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, sprach und versprach, »so etwas werde auf katarischem Boden nicht noch einmal geschehen«, äußerten israelische Regierungsstellen eine ganz andere Sicht.
Dort hieß es, die Operation könne die laufenden Verhandlungen über ein Geiselabkommen am Ende sogar beschleunigen. Zwar werde Hamas zunächst erklären, keine Gespräche mehr führen zu wollen, doch die Gespräche würden wieder aufgenommen, so ein israelischer Regierungsvertreter.
Der frühere General Gal Hirsch schrieb den Angehörigen der Geiseln, die Hamas-Führung im Ausland sei seit Langem ein Haupthindernis für Fortschritte. Sie habe Absprachen torpediert und den Prozess immer wieder blockiert. Die Tötung von Teilen dieser Führung schwäche ihre Position und könne den Weg zu einem Abkommen erleichtern.
»Wir machen das jetzt«
Ministerpräsident Netanjahu selbst verteidigte den Einsatz. »Heute bot sich eine einmalige Gelegenheit, führende Hamas-Terroristen im Ausland auszuschalten. Der Shin Bet und die IDF haben sie präzise ausgeführt«, sagte er. »Die Zeiten sind vorbei, in denen Terrorführer sich irgendwo sicher fühlen konnten.«
Innerhalb der israelischen Sicherheitsapparate gab es jedoch keine einheitliche Linie. Während der Inlandsgeheimdienst Shin Bet den Schlag unterstützte, äußerten andere Dienste Zweifel am Zeitpunkt. Mossad-Chef David Barnea habe zwar nicht die Operation selbst abgelehnt, aber deren Durchführung während laufender Verhandlungen kritisiert. In einer Kabinettssitzung soll er gewarnt haben: »Man kann keine Hamas-Führer im Ausland eliminieren, während man noch mit ihnen verhandelt.« Schließlich habe Netanjahu auf den Tisch gehauen und erklärt: »Wir machen das jetzt.«
Das israelische Sicherheitskabinett wurde im Vorfeld nicht informiert und erfuhr aus den Medien von dem Angriff. Lediglich der engere Kreis um den Premier – die sogenannte »Gruppe der Sieben« – war eingeweiht.
Keine Zustimmung
Obwohl israelische Quellen behaupteten, die USA seien eingeweiht gewesen, betonte Washington, es habe weder eine formelle Zustimmung noch eine rechtzeitige Warnung gegeben. In Katar hieß es, die Amerikaner hätten sich erst während der Explosionen gemeldet.
Trump schrieb auf seiner Plattform Truth Social, er glaube, dieser »unglückliche Vorfall« könne sich dennoch als »Chance für Frieden« erweisen. im