Soziale Medien

Tödliche Schüsse in Hamburg: Wo entstand das Video?

Foto: picture alliance/dpa

Bei Schüssen in einem Saal der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige weitere verletzt worden. Um 21.15 Uhr wurde die Polizei zum Tatort gerufen. Kurz darauf hörten die Beamten einen Schuss aus dem Obergeschoss und fanden dort den mutmaßlichen Täter.

In sozialen Medien wurden noch am Abend Aufnahmen verbreitet, die die Tat zeigen sollen. In dem Video sieht man Menschen, die auf einer Straße offenbar an einer Schießerei beteiligt sind. Es sind mehrere Schüsse zu hören. Doch zeigt es tatsächlich die Amoktat in Hamburg?

Bewertung

Das Video wurde in Tel Aviv aufgenommen, wo wenige Stunden vor der Tat in Hamburg mehrere Menschen durch Schüsse verletzt worden waren.

Fakten

Bereits kurz nach der Tat in Hamburg wurde das angeblich aus der Hansestadt stammende Video in vielen Tweets verbreitet (zum Beispiel hier, hier und hier). Doch die Bilder entstanden schon vor den Schüssen im Stadtteil Alsterdorf.

So wurde schon um 20.06 Uhr deutscher Zeit ein Tweet mit dem Video publiziert. Der hebräische Text dazu lautet übersetzt: »Schussangriff auf die Dizengoff-Straße in Tel Aviv – 3 Tote«. Die Dizengoff-Straße liegt im Zentrum Tel Avivs.

Tatsächlich wurde auf der belebten Dizengoff-Straße in Tel Aviv am Donnerstagabend geschossen. Mehrere Menschen wurden bei dem Terroranschlag verletzt.

Das israelische Fernsehen berichtete, der palästinensische Täter sei von Polizisten erschossen worden. Es handele sich um ein 23 Jahre altes Mitglied der Hamas. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Terror-Organisation erklärte, der Anschlag sei eine »Reaktion auf das Mordverbrechen« am Donnerstagmorgen in dem Ort Dschaba sowie dem »Massaker von Dschenin am Dienstag« gewesen.

Anhand von Google-Street-View-Bildern aus Tel Aviv lässt sich der genaue Aufnahmeort lokalisieren. Mehrere Details stimmen mit dem Video überein: Bank, Laterne, Baum, Bushaltestelle und gelb-roter Kantstein. In der Umgebung des Tatorts in Hamburg finden sich hingegen keine Übereinstimmungen. dpa

Links

Post (archiviertes Video)

Tweet mit falschem Kontext 1 (archiviert)

Tweet mit falschem Kontext 2 (archiviert)

Tweet mit falschem Kontext 3 (archiviert)

Tweet mit Video (archiviert)

Dizengoff-Straße bei Google Maps

Tatort in Tel Aviv (archiviert)

Tatort in Hamburg (archiviert)

dpa-Bericht über Anschlag in Tel Aviv (archiviert)

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025