Diplomatie

»Tiefe Verbundenheit«

Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Foto: IMAGO/Political-Moments

Herr Ministerpräsident, Sie waren mehr als eine Woche lang in Jerusalem in der Corona-Quarantäne. Was nehmen Sie von Ihrem Besuch in Israel mit?
Die Reise war mir sehr wichtig. Ich hatte ein volles Programm mit vielen wichtigen Terminen, das ich überwiegend digital, von meinem Hotelzimmer aus, wahrnehmen konnte. Wir haben einiges auf den Weg gebracht, etwa eine neue Plattform, die israelische und deutsche Unternehmen zusammenbringt.

Es war Ihre erste große Auslandsreise als Ministerpräsident. Warum nach Israel?
Die tiefe Verbundenheit und Freundschaft zu Israel gehört zur DNA Nordrhein-Westfalens. Unser Land und Israel verbindet seit den 60er-Jahren eine enge Partnerschaft, die stetig weiter ausgebaut wurde.

Wie manifestiert sich das in der Praxis?
Es gibt zahlreiche Kooperationen zwischen Städten, in Wissenschaft, Vereinen, Verbänden und Zivilgesellschaft. Wir haben jetzt ein neues Stipendienprogramm mit dem Namen »Go Israel« aufgelegt, eine einmalige Chance zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung für hoch qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker aus Nordrhein-Westfalen und Israel. Mit der neuen Plattform »NRW Global Connect« bringen wir einheimische Unternehmen mit der israelischen Start-up-Szene zusammen.

Wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind Millionen von Menschen auf der Flucht, darunter sogar Holocaust-Überlebende. Was sollte Deutschland tun?
Die grausamen Nachrichten und Bilder, die uns tagtäglich aus der Ukraine erreichen, machen sprachlos und sind entsetzlich. Es ist völlig klar: Wer vor Putins Krieg flieht, ist bei uns in Deutschland willkommen. Die Menschen sollen wissen, dass sie hier sicher sind, dass sie hier Ruhe finden können. Zwischen den Ländern und mit dem Bund stimmen wir uns ab, um Hilfe sinnvoll und strategisch zu koordinieren, um handlungsfähige Strukturen und klare Zuständigkeiten für eine geregelte Aufnahme herzustellen. Dass unter den Flüchtlingen Menschen sind, die als Holocaust-Überlebende bereits das Schlimmste erlebt haben, was man erleiden kann, und dass diese Menschen jetzt erneut vor Krieg fliehen müssen, zerreißt einem das Herz.

Könnte sich die Wahrnehmung Israels und seiner Sicherheitsinteressen durch den Krieg in der Ukraine verändern?
Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Menschen in Deutschland – in ganz Europa – durch den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine wesentlich intensiver mit dem Thema Krieg und Selbstverteidigung beschäftigen als zuvor. Für mich ist völlig klar: Israel hat das Recht, seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen und in Selbstverteidigung zu handeln.

Die Fragen an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-
Politiker stellte Michael Thaidigsmann.

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025