Diplomatie

Südafrika beruft alle Diplomaten aus Israel ab

Protest vor dem israelischen Konsulat in Kapstadt am 11. Oktober Foto: picture alliance / Matrix Images

Südafrika hat am Montag alle seine Diplomaten aus Israel abberufen. Mit dem Schritt will die vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC) geführte Regierung gegen die Bombardierung des Gazastreifens protestieren, die sie als »Kollektivbestrafung« ansieht. Pretoria wirft Israel gar vor, einen »Genozid« an den Palästinensern zu begehen.

Die Regierung drohte zudem Israels Botschafter in Pretoria, Eliav Belotserkovsky, unverhohlen mit Konsequenzen für dessen jüngste, aus Sicht der Südafrikaner nicht akzeptable Äußerungen. Khumbudzo Ntshavheni, Ministerin im Präsidialamt, erklärte, das Kabinett habe die »abfälligen Bemerkungen des israelischen Botschafters in Südafrika über diejenigen, die sich den Gräueltaten und dem Genozid der israelischen Regierung widersetzen, zur Kenntnis genommen«. Das Ministerium für internationale Beziehungen sei angewiesen worden, »im Rahmen der diplomatischen Kanäle und Protokolle die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um mit (seinem) Verhalten umzugehen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Position Belotserkovskys sei »unhaltbar«, so Ntshavheni. Genauer wurde sie jedoch nicht. Seit einiger Zeit bereits fordern linke Aktivisten in Südafrika die Ausweisung des israelischen Diplomaten. Bereits mehrfach kam es jüngst zu Demonstrationen vor der Botschaft Israels in der Hauptstadt.

Außenministerin Naledi Pandor sagte bei einer Pressekonferenz mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba, alle Diplomaten würden umgehend aus Tel Aviv zurückbeordert, damit sie die Regierung ausführlich über die Lage in der Region informieren könnten. Das sei, so Pandor, »übliche Praxis, wenn es eine Situation gibt, die in einem Land große Besorgnis auslöst.« Bereits 2018 hatte Südafrika seinen Botschafter in Israel aus Protest gegen die Siedlungspolitik im Westjordanland abgezogen.

REAKTIONEN Israel reagierte verärgert auf die jüngste Ankündigung Pretorias und nannte die Entscheidung einen »Sieg für die Terrororganisation Hamas« sowie eine »Belohnung für das Massaker, das sie am 7. Oktober verübt hat«. Israel erwarte von Südafrika, dass es die Hamas verurteile und »Israels Recht auf Selbstverteidigung respektiere«, erklärte das Außenministerium in Tel Aviv.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Lob kam hingegen von den Palästinensern. »Wir danken dem südafrikanischen Kabinett für sein Engagement gegen die Gräueltaten Israels an der palästinensischen Zivilbevölkerung und sein Eintreten gegen die Gefährdung der globalen Friedensordnung. Es ist ein Beweis für das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Diplomatie«, erklärte die diplomatische Vertretung in Pretoria.

Der Dachverband der jüdischen Gemeinschaft in Südafrika, das South African Jewish Board of Deputies (SAJBD), nannte die Entscheidung hingegen »besorgniserregend«. SAJBD-Geschäftsführerin Wendy Kahn wies darauf hin, dass Entscheidung südafrikanische Bürger in Israel in eine schwierige Lage bringe.

»Südafrikas Position und das Prinzip der internationalen Beziehungen ist, dass wir uns immer engagieren. In der Vergangenheit wurde bei Streitigkeiten ein Botschafter zu Konsultationen abberufen. Aber jetzt alle Diplomaten zurückzurufen und die südafrikanischen Bürger zu einem Zeitpunkt wie diesem ungeschützt zu lassen, ist besorgniserregend«, erklärte Kahn.

Insgesamt haben bislang neun Länder aus Protest gegen Israels Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas ihre jeweiligen Botschafter aus Israel abgezogen. Der Andenstaat Bolivien hat sogar die diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat abgebrochen. mth

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025