München

Späte Ermittlungen

Brandanschlag am 13. Februar 1970 Foto: dpa

Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu einem Brandanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum 1970 in der Münchner Reichenbachstraße an sich gezogen. Damals waren in dem von Senioren bewohnten Gebäudeteil sieben Menschen umgekommen, 15 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Opfer waren größtenteils Schoa-Überlebende.

Lange Jahre galt der Verdacht Tätern aus der Neonazi-Szene, ohne dass dies je erhärtet wurde. Doch jetzt teilt die Bundesanwaltschaft der Jüdischen Allgemeinen mit, nach den bisherigen Ermittlungen kämen »die bislang unbekannten Täter aus dem Kreis der linksextremistischen Gruppierungen ›Tupamaros München‹ und ›Aktion Südfront München‹«.

recherchen Sie stützt sich auf Recherchen des Magazins Focus, das vor einem Jahr einen Informanten aus dieser Szene präsentierte. Während die bislang zuständige Staatsanwaltschaft München I gesagt hatte, die Aussagen des auch ihr bekannten Zeugen seien unzutreffend, geht man in der Bundesanwaltschaft offenbar davon aus, dass der Zeuge wertvoll sein könnte.

Zehn Tage nach dem Anschlag auf das Altenwohnheim war es 1970 in München zu einem Brandanschlag auf einen Amtsgerichtsrat gekommen. Auch dieses Verfahren hat die Bundesanwaltschaft an sich gezogen, denn mittlerweile wird ein Zusammenhang mit den Morden in der Reichenbachstraße angenommen. Hier gibt es, wie die Bundesanwaltschaft mitteilt, »zwei namentlich bekannte und weitere unbekannte Beschuldigte«. Im Focus und in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung war der Name Ulrich Enzensberger genannt worden, ein Publizist und Bruder des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger.

bundesanwaltschaft Dass die Brandanschläge zeitgleich bei der Bundesanwaltschaft landeten, hält Wolfgang Kraushaar für eine »Chance, zu neuen Erkenntnissen zu gelangen«. Der Historiker hat im vergangenen Jahr ein viel diskutiertes Buch zu dem Anschlag in München vorgelegt. Er begrüßt die neuen Ermittlungen, auch wenn er eine Bundeszuständigkeit schon vor 43 Jahren als gegeben ansah. »Aber besser so spät als überhaupt nicht«, sagt Kraushaar.

Der Mord von München war, so der Historiker, »der folgenreichste antisemitische Anschlag in Deutschland seit 1945«. Zwar gibt es Indizien, die darauf hindeuten, dass die Täter nicht mehr herausgefunden werden können. Aber durch die jüngsten Ermittlungen, sagt Kraushaar, werde endlich »der besondere Stellenwert des Falles deutlich«.

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025