Meinung

Silvan Shalom ist kein Einzelfall

Sabine Brandes Foto: Marco Limberg

Und noch einer muss gehen. Die Skandale um sexuelle Übergriffe durch Politiker und andere Funktionsträger in Israel reißen nicht ab. Der bislang Letzte auf der unrühmlichen Liste ist der stellvertretende Premierminister und Chef des Innenressorts, Silvan Shalom. Nachdem zehn Frauen ausgesagt hatten, der Minister habe sie mehrfach sexuell belästigt, und ein Bodyguard das äußerst fragwürdige Verhalten seines Vorgesetzten en détail beschrieb, packte Shalom seine Sachen und trat zurück.

Zuvor waren es allein in diesem Jahr der Knessetabgeordnete Inon Magal, der Bürgermeister der Stadt Or Jehuda und mindestens vier Polizeichefs. Zur Erinnerung: Ex-Staatspräsident Mosche Katzav sitzt noch immer wegen Vergewaltigung im Gefängnis.

macht Die erhoffte Abschreckung war das nicht. Und Einzelfälle sind es wohl auch nicht. Die israelische Politik hat ein strukturelles Problem. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, wie die Täter sich, wenn sie überführt werden, winden und ihre Opfer oder die Medien beschuldigen, eine Hasskampagne gegen sie zu fahren. Und das taten sie fast alle.

Es seien doch nur ein paar Worte zwischen Freunden gewesen, klagte etwa Magal, als sein Skandal laut wurde. Seit wann man Freunden – es waren seine Angestellten – Brust und Hinterteil begrapscht und ihnen vorschlägt, zusammen auf einer öffentlichen Toilette zu verschwinden, erklärte der gestrauchelte Politiker der Saubermannpartei Jüdisches Haus allerdings nicht.

korruption Dass die Egos auf den Fluren der Macht besonders ausgeprägt sind, weiß jeder. Es ist kein Geheimnis, dass hohe Posten viel zu oft für den eigenen Vorteil ausgenutzt werden – ob es um Korruption geht oder um sexuelle Übergriffe. Offenbar denken die Täter nach wie vor, dass ihre Macht sie schützt. Vielleicht denken sie auch gar nicht, denn es war ja schon immer so.

Doch wenn es nach immer mehr Menschen, vor allem Frauen, in der israelischen Gesellschaft geht, darf es dabei nicht bleiben. Mutig heben sie die dicken Teppiche der Verschwiegenheit und enthüllen die hässliche Fratze, die hinter sexueller Belästigung steckt – unabhängig, ob diese einem Minister, dem Chef oder sogar dem Staatspräsidenten gehört. Und das ist gut so. Denn so, wie sich einige Teile der israelischen Politik präsentieren, helfen da nur gründliches Ausklopfen und jede Menge Licht.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025