Berlin

»Sein Leben kann ein Vorbild sein«

Schimon Peres mit Bundespräsident Joachim Garuck in Jerusalem im Mai 2012 Foto: dpa

Bundespräsident Joachim Gauck hat den verstorbenen ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres als »treuen Freund« Deutschlands gewürdigt. »Sein Leben im Dienst von Frieden und Versöhnung kann jungen Menschen ein Vorbild sein«, schrieb Gauck in einem in der Nacht veröffentlichten Kondolenzschreiben an den amtierenden israelischen Präsidenten Reuven Rivlin.

»Wir Deutschen werden besonders seine Bereitschaft zur Versöhnung im Gedächtnis behalten«, so Gauck weiter: »Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand.« Für diese Haltung seien ihm die Deutschen von Herzen dankbar. Peres habe seinem Land in unterschiedlichen Funktionen gedient – »mit festen Grundsätzen, wenn es um die Sicherheit Israels ging, und einem starken Willen, den Friedensprozess mit den Palästinensern voranzubringen«.

Kanzlerin Bundeskanzlerin Merkel schickte ein Kondolenzschreiben an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Darin hob sie hervor, dass sich Peres unermüdlich und allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt eingesetzt. »Er war zutiefst davon überzeugt, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können«, so die Kanzlerin.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte am Mittwoch in Berlin, die Welt verliere einen Mann des Friedens und des Ausgleichs, der davon überzeugt gewesen sei, dass sich Konflikte nur diplomatisch lösen lassen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: »Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren.«

Zentralrat Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit tiefer Trauer die Nachricht vom Tod des früheren israelischen Staatspräsidenten aufgenommen. »Schimon Peres hat sich bis zuletzt weltweit für Frieden im Nahen Osten eingesetzt und war ein viel gefragter und kluger Ratgeber«, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. »Sein Tod ist nicht nur für die jüdische Welt ein herber Verlust. Die Verdienste, die Schimon Peres um Israel erworben hat, sind kaum zu ermessen.«

Sein legendärer Satz, dass es keine Alternative zum Frieden gibt, werde immer Gültigkeit behalten, so Schuster. »Schimon Peres gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der israelischen Geschichte. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.«

Der Präsident des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder, würdigte Peres als einen klugen Staatsmann, großen Intellektuellen und Strategen, erfahrenen Diplomaten und Friedensstifter. Er habe Israel und jeden Juden in der Welt stolz gemacht: »Schimon Peres steht für Israels zahlreiche Erfolge in den vergangenen sieben Jahrzehnten. Er war ›Mr. Israel‹. Er verkörperte den zionistischen Traum und half, einen freien, sicheren und wohlhabenden Staat in der alten Heimat des jüdischen Volkes zu bauen.«

gründergeneration Der Botschafter des Staates Israel, Yakov Hadas-Handelsman, nannte Peres einen der herausragendsten Staatsmänner seiner Geschichte, einen der letzten Politiker der Gründergeneration. Er habe Weltgeschichte geschrieben: »Er war ein Ritter des Friedens und der Sicherheit, derjenige unter den Politikern, der am stärksten für den Friedensprozess stand.« Peres sei ein Mann mit einer politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vision gewesen, der unablässig für das Volk und den Staat Israel tätig war, sein ganzes Leben lang, auch, als er keine offiziellen Ämter mehr innehatte. »Auch ich empfinde heute, wie das gesamte israelische Volk, die große Leere, die Schimon Peres hinterlassen hat«, so Hadas-Handelsman.

Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, betonte, Peres habe nicht nur die Sicherheit Israels gewährleistet, er sei auch ein unermüdlicher Kämpfer für den Frieden gewesen. »Ein wichtiger Teil unseres Volkes ist nicht mehr mit uns, und unser kollektives Herz schmerzt.« ja/epd

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025