Erinnerung

»Sein Erbe ist Verpflichtung für alle«

Bundespräsident Steinmeier am Montagvormittag bei der Veranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees zum Gedenken an Roman Kent in der Landesvertretung von Niedersachsen. Foto: picture alliance/dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den ehemaligen Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, Roman Kent, als Kämpfer für die Rechte der Holocaust-Überlebenden gewürdigt. Das Vermächtnis des am 21. Mai in New York im Alter von 96 Jahren gestorbenen Kent sei Verpflichtung für alle, gegen Antisemitismus und Rassismus jeder Art Widerstand zu leisten, erklärte Steinmeier am Montag in Berlin bei einer Trauerfeier für Roman Kent.

Roman Kent wurde 1925 im polnischen Lodz geboren. Sein Leidensweg während der Nazi-Herrschaft führte ihn über das Ghetto in Lodz, wo sein Vater verhungerte, nach Auschwitz und in andere Lager. Während seine Mutter von den Nazis ermordet wurde und eine Schwester kurz nach der Befreiung starb, wurden Roman Kent und sein Bruder Leon 1945 auf einem Todesmarsch von Flossenbürg nach Dachau von US-amerikanischen Soldaten befreit. Im darauffolgenden Jahr konnten die beiden Brüder in die USA einreisen.

Steinmeier betonte: »Der tiefe Einschnitt ins Leben derer, die Auschwitz überlebten, ist die Grenzerfahrung der Todeslager, die Erfahrung, der Bestie im Menschen begegnet zu sein.« Davon zu erzählen, was in Auschwitz geschehen war, habe sich Kent zur Aufgabe gemacht. Er habe dies auf so eindringliche Weise getan »wie kaum ein anderer«, so Steinmeier. Er denke an Kent »mit tiefer Wehmut und großer Dankbarkeit« zurück, so der Bundespräsident.

»Roman Kent wusste um die Abgründe des Menschen. Er hatte sie gesehen und am eigenen Leibe erfahren.« Als pragmatischer Kämpfer für die Anliegen der Überlebenden habe er sich auch für deren finanzielle Entschädigung lange Jahre als Schatzmeister der Jewish Claims Conference eingesetzt.

Dabei habe Kent Wert darauf gelegt, seine Worte nicht zu verbrämen. Menschen haben in Auschwitz nicht ihr Leben verloren, sie seien auch nicht gestorben, sondern seien »brutal ermordet worden«. Kents Ziel sei gewesen, dass die Welt durch die nachwachsenden Generationen zu einer besseren werden sollte. »Ich wünsche mir, dass diese Hoffnungen sich erfüllen«, sagte Steinmeier. epd/kna/ja

Lesen Sie mehr über die Würdigung Roman Kents in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025