Einspruch!

Schwein gehabt

Michael Wuliger Foto: Marco Limberg

Deutschland hat zu viele Flüchtlinge und zu wenige Schweinekoteletts. Letzteres meint jedenfalls die CDU Schleswig-Holstein und hat die Kieler Landesregierung aufgefordert, »dass Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt«.

Das, so die Christdemokraten, sei nicht nur eine Frage der »gesunden und ausgewogenen Ernährung«, sondern auch ein moralisches Gebot: »Toleranz bedeutet in einer pluralistischen Gesellschaft auch die Anerkennung und Duldung anderer Esskulturen.« Diese Toleranz aber sei durch Minderheiten wie Vegetarier, Veganer und Muslime bedroht, so der Landwirtschaftsexperte der CDU, Heiner Rickers.

Veganer
Bösartige Menschen werden hier vielleicht ausländerfeindliche Motive vermuten. Damit täte man der Nord-Union unrecht. Schließlich hat sie auch Vegetarier und Veganer im Visier, und die sind in der Regel eingeborene Deutsche. Im Übrigen betreibt die CDU Schleswig-Holstein ja nur klassische Klientelpolitik.

Zu ihrer Kernwählerschaft zählen traditionell die Landwirte. Ihnen will die Partei beim Absatz ihrer Produkte behilflich sein; diesmal den Schweinezüchtern, demnächst den Gemüsebauern. Einen Antrag, in Kitas, Schulen und Kantinen zwangsweise Grünkohl aufzutischen, hat die Fraktion schon in der Pipeline. Anschließend kommen die Obstbauern an die Reihe, mit einer verpflichtenden Apfelkompottquote.

Juden dürften mit dem Antrag sowieso keine Probleme haben. Sie wurden bei den »intoleranten Minderheiten« netterweise nicht aufgeführt. Vielleicht aus geschichtspolitischer Rücksichtnahme. Oder der Abgeordnete Rickers kennt in seinem Wahlkreis viele Juden und weiß, dass die es mit der Kaschrut nicht alle immer so genau nehmen. Ich zum Beispiel wäre mit der Initiative sofort einverstanden, wenn schleswig-holsteinische Kantinen demnächst Parmaschinken auf der Speisekarte hätten. Aber wie man die CDU kennt, gibt’s wahrscheinlich nur Schweinskopfsülze.

New York

Iran-Sanktionen rücken nach Abstimmung im UN-Sicherheitsrat näher

Das Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe steht vor dem Aus. Eine Abstimmung des UN-Sicherheitsrats macht neue Sanktionen gegen den Iran nun wahrscheinlicher

 19.09.2025

Kassel

Beschwerde gegen Rüstungsausfuhr an Israel abgewiesen

Ein Palästinenser wollte in einem Eilverfahren gerichtlich gegen Genehmigungen von Rüstungsgüter-Lieferungen nach Israel vorgehen. Er scheiterte nun auch vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof

 19.09.2025

New York

Iran legt neuen Vorschlag im Atomstreit vor

Irans Vizeaußenminister kündigt Konsequenzen an, sollte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Iran wieder einsetzen. Was das bedeuten könnte

 19.09.2025

Berlin

Deutschland prüft Hilfe für Palästinenser im Westjordanland

Eine Soforthilfe von 30 Millionen Euro soll Gehälter von Ärzten und Lehrerinnen sichern, sagt Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan

 19.09.2025

Berlin

NS-Raubkunst: Richter für neues Schiedsgericht benannt

Die Nazis raubten Hunderttausende Kunstgegenstände von den Menschen, die sie drangsalierten, verfolgten und ermordeten. Eine neue Institution soll die Rückgabe erleichtern

 19.09.2025

München

Zurück in der Reichenbach

Nach umfangreicher Renovierung wurde die Synagoge feierlich wiedereröffnet. Für viele Gemeindemitglieder war dies ein emotionaler Moment – gerade vor den Hohen Feiertagen

von Katrin Richter  19.09.2025

Meinung

Juden und die Bundeswehr: Zwischen den Fronten

Eine jüdische Perspektive auf den Wehrdienst in Deutschland kann nicht losgelöst von der Geschichte betrachtet werden

von Ron Dekel  19.09.2025

Neuerscheinung

Der völkische Antikapitalist

Björn Höckes Rhetorik erinnert strukturell an den antisemitischen Antikapitalismus der antiliberalen »Konservativen Revolution« und der Nationalsozialisten. Der Journalist Frederik Schindler analysiert in seinem neuen Buch über den Thüringer AfD-Chef dessen Weltbild. Ein Auszug

von Frederik Schindler  19.09.2025

Tel Aviv

»Du verfluchter Zionist!«: Constantin Schreiber wird beleidigt und bedroht

Der frühere Tagesschau-Sprecher wundert sich in einem Zeitungskommentar darüber, woher viele der Beleidigungen kommen: von links

 19.09.2025