Einspruch

Schwarz sehen, recht haben

Erinnert sich noch jemand an den »Arabischen Frühling« von 2011? Genauer, an die euphorischen Reaktionen in den westlichen Medien auf die »Revolution« in Ägypten und Tunesien, im Jemen und in Libyen?

Ein neues Zeitalter sei angebrochen, las und hörte man damals in den Kommentaren: In den Straßen von Tunis und Kairo begehre die Facebook-Generation auf, junge, säkulare, gebildete Männer und Frauen, mit denen jetzt auch in Arabien das postideologische Zeitalter anbreche.

Die Feierstimmung damals störten nur die Israelis. Die waren überhaupt nicht glücklich über die Entwicklung. Gewiss, Hosni Mubarak und Zine el Abidine Ben Ali seien Despoten gewesen, hieß es aus Jerusalem, doch bei denen habe man wenigstens gewusst, woran man war. Wen hingegen die »Arabellion« an die Macht spülen werde, sei unabsehbar.

Nahen Osten Im Zweifel kämen wahrscheinlich Leute hoch, die für Israel – und auch für die Bevölkerung ihrer eigenen Länder – noch weniger Gutes versprächen. Die israelische Schwarzseherei wurde damals ziemlich einhellig zurückgewiesen. Der jüdische Staat laufe Gefahr, sich mit dieser Haltung im neuen Nahen Osten selbst zu isolieren, warnten westliche Politiker, nicht nur in Europa.

Kein Jahr später haben in Ägypten bei den Wahlen die fundamentalistischen Muslimbrüder rund 40 Prozent der Stimmen errungen, die noch radikaleren Salafisten von der Feuer-und-Schwert-Fraktion des Islamismus 20 Prozent. Im von Fundamentalisten regierten Tunesien ist gerade Hamas-Chef Haniye als Staatsgast empfangen worden; auf den Straßen wurden antisemitische Parolen gegrölt.

Und im von Gaddafi befreiten Libyen haben Al-Kaida-Gruppen Machtpositionen errungen. Aus dem Arabischen Frühling ist ein ziemlich finsterer Winter geworden. Die israelischen Schwarzseher hatten mal wieder recht. Leider. Oder, um einen schönen Witz zu zitieren: Zwei Juden reden über die Weltlage. »Schlimmer kann’s nicht werden«, meint der eine. Darauf der andere: »Deinen Optimismus hätt’ ich gerne!«

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025