Einspruch

Schuld sind immer die Israelis

Der Nahostkonflikt gilt als besonders kompliziert. Das stimmt gar nicht. Eigentlich wäre er schon bald Geschichte, ließe man ihn nur von einem deutschen »Nahostexperten« lösen. Denn im Gegensatz zum Israeli weiß er ganz genau, was zu tun ist. Sein Geheimrezept: Siedlungen. Man räume sie zunächst, überlasse sie dann den Palästinensern, und siehe da, schon würde im Nahen Osten umgehend Frieden ausbrechen.

Entsprechend fassungslos reagiert man nun auch auf die Planungen der israelischen Regierung, jüdische Siedlungen auszubauen. Die freigelassenen Terroristen? Irrelevant. Ein Blick nach Ägypten oder Syrien? Nicht jetzt. Denn nun bauen die Israelis, noch dazu während der Friedensgespräche, nicht einfach nur Wohnungen. Nein, sie »verbauen« auch den Frieden.

binse Eine Binse – genauso bekannt wie verkehrt. Wären Siedlungen ein Friedenshindernis, so hätte es im Nahen Osten gleich mehrfach Frieden gegeben. Zwischen 1948 und 1967 etwa, als es noch keine jüdischen Siedlungen gab. 2005, als Israel den Gazastreifen räumte. Oder zuletzt 2010 während des zehnmonatigen Siedlungsstopps.

Mehr als die Ahnungslosigkeit verblüfft aber die Kaltschnäuzigkeit derer, die eifrig vom »Friedenshindernis Siedlung« sprechen. Sicher: Über Siedlungspolitik lässt sich diskutieren. Dass sie dem Frieden aber mehr im Weg stehen soll als Kassam-Raketen und Vernichtungsfantasien aus Gaza oder gar das Massensterben in den Nachbarländern, zeugt von Unverfrorenheit.

Der »Israelkritiker« interessiert sich ja auch gar nicht für umstrittene Gebiete. Für ihn sind Siedlungen im Grunde nichts weiter als ein austauschbarer Fixpunkt, an dem sich das dringende Bedürfnis, Israel zu dämonisieren, manifestiert. Gäbe es keine Siedlungen in Ost-Jerusalem, dann wären es eben Immobilien in Tel Aviv, die den Frieden verhindern. Oder israelische Radfahrer und Dattelpalmen. Hauptsache israelisch, so viel steht fest. Fragen Sie nur Ihren nächsten Nahostexperten.

Die Autorin ist Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin.

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025