Die Medienplattform »Red«, die maßgeblich hinter der Hetzkampagne gegen den »taz«-Journalisten und Autoren der Jüdischen Allgemeinen Nicholas Potter steckt, wird dem Auswärtigen Amt zufolge vom Kreml gesteuert.
»Wir können heute verbindlich sagen, dass ›Red‹ von Russland gezielt zur Informationsmanipulation eingesetzt wird«, teilte das Auswärtige Amt am Mittwoch mit. Zu diesem Ergebnis sei man nach einer umfassenden Analyse in Zusammenarbeit mit deutschen Sicherheitsbehörden gelangt.
Dies sei das Ergebnis des sogenannten »nationalen Attribuierungsverfahrens«, das mit einer umfassenden Analyse der deutschen Sicherheitsbehörden einhergeht.
Die Propaganda-Plattform ist zwar in der Türkei registriert, weist aber enge persönliche und finanzielle Verflechtungen zu dem russischen Propagandasender RT auf, so das Auswärtige Amt. Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis war Potter selbst im Rahmen seiner Recherchen gekommen.
Der Journalist, der seit seit Jahren zum Thema Antisemitismus, auch in der politischen Linken recherchiert, hatte anhand der Analyse interner Papiere der russischen Propaganda-Agentur SDA herausgefunden, das »Red« mutmaßlich vom Kreml finanziert wird. Sein im Oktober 2024 dazu veröffentlichter Artikel, brachte ihn ins Fadenkreuz des Propaganda-Portals.
Nicholas Potter sei Teil von »Deutschlands pro-israelischem Propaganda-Komplex«, behauptete die Plattform im Dezember auf X. Der Journalist werbe für »Israels Genozid« und habe deshalb einen Job bei der »Jerusalem Post«, einer israelischen Zeitung, bekommen.
Hass im Internet und auf den Straßen Berlins
Außerdem kritisierte das Portal, dass Nicholas Potter auch Beiträge für die Jüdische Allgemeine verfasst hat. Einer davon, über Antisemitismus in der Klima-Bewegung »Fridays for Future«, den er zusammen mit Joshua Schultheis veröffentlicht hat, wurde für den Theodor-Wolff-Preis nominiert. Für »Red« ist die Jüdische Allgemeine trotz der Nominierung für den renommierten Journalistenpreis Teil eines Propaganda-Netzwerks und dazu noch »kompromisslos zionistisch«.
Seit den Postings von »Red« wird Nicholas Potter auch von Aktivisten angegangen, im Internet und auf den Straßen von Berlin. Wie der »Tagesspiegel« berichtete, hängen in Teilen der Stadt Aufkleber mit Potters Konterfei, die ihn als »German Hurensohn« beleidigen. Online werde er als »menschenverachtender Rassist« beschimpft, einige wünschten ihm sogar den Tod.
Angriffe auf Journalisten häufen sich
Die Kampagne gegen Nicholas Potter bestätigt einen Trend, den die Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten Union (DJU) schon seit längerem beobachtet: Hass und Gewalt gegen Reporter und Fotografen nimmt in der propalästinensischen bis israelfeindlichen Szene zu. So wurden bei Demonstrationen der Szene im vergangenen Jahr rund 50 Journalisten angegriffen. Erst am Samstag traf es die Journalisten Yalcin Askin, Jörg Reichel und Levi Salomon, als sie in Berlin von einer Kundgebung berichten wollten. ja