USA

Ron DeSantis: Freund und Feind jüdischer Wähler

Gouverneur Ron DeSantis muss zuerst die anderen republikanischen Kandidaten ausstechen, um Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden zu können. Foto: picture alliance / Iowa City Press-Citizen-USA TODA

Dieser Tage war es so weit. Ron DeSantis tat, was Beobachter schon lange zuvor vorhergesagt hatten: Er begann seinen Kampf um die amerikanische Präsidentschaft nun auch offiziell.

Bevor er gegen Präsident Joe Biden oder einen möglichen anderen Bewerber der Demokraten in den Ring steigen kann, muss der erzkonservative Gouverneur von Florida allerdings zunächst Parteifreunde wie Donald Trump und Nikki Haley ausstechen.

Amerika hat Ron DeSantis in den vergangenen Monaten beobachtet und ihm zugehört, inklusive der recht großen jüdischen Minderheit. Möglichst viele von deren Angehörigen will DeSantis auf seine Seite ziehen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

See Genezareth Pro-israelisch ist der neue, katholische Bewerber definitiv. Vor Jahren, als seine drei Kinder Madison, Mason und Mamie noch nicht geboren waren, besuchte er Israel erstmals als Kongressabgeordneter mit seiner Frau Casey. Regelmäßig erzählt er davon, wie sie damals Wasser aus dem See Genezareth in eine Flasche füllte, um es später für die Taufen ihrer Sprösslinge benutzen zu können.

Nach der Taufe ihres zweiten Kindes passierte ein Malheur: Angestellte im Haus DeSantis warfen die noch halbvolle Flasche weg. Nachdem Ron DeSantis das Problem in einer Synagoge in Boca Raton angesprochen hatte, bekam er so viel Wasser aus Israel zugeschickt, dass er jedes Kind in Florida hätte taufen können. Bei einem Besuch in Israel im April dieses Jahres gab er an, seine jüngste Tochter Mamie sei in der Tat mit diesem Wasser getauft worden.

Das Wasser war nur der Anfang. Im Kongress konzentrierte sich Ron DeSantis immer mehr auf Israel. Er war eine der lautesten Stimmen für den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem und suchte bei einem weiteren Besuch sogar einen Standort aus. Der damalige Präsident Donald Trump, der nun sein parteiinterner Hauptgegner ist, kündigte den Umzug wenig später an.

Viele amerikanische Juden haben dies unterstützt und nicht vergessen. Kaum war DeSantis Gouverneur von Florida, hielt er eine Kabinettssitzung in dem Land ab, in dem er inzwischen Stammgast war: Israel.

Der neue Bewerber für das Präsidentenamt hat viele jüdische Wähler zufriedengestellt, schreckt jedoch zugleich immer mehr von ihnen ab.

Als Airbnb, ein großer Vermittler privater Unterkünfte, einer Forderung der antisemitischen BDS-Bewegung nachkam und alle Unterbringungen im Westjordanland aus seinem Angebot entfernte, reagierte ein amerikanischer Gouverneur, nämlich niemand geringerer als Ron DeSantis: Er verbot Regierungsbeamten aus seinem Staat, Airbnb zu nutzen.

»Solange ich Gouverneur bin, ist die BDS-Bewegung DOA«, schrieb er auf Twitter. DOA ist in Notaufnahmen der englischsprachigen Welt die Abkürzung für »dead on arrival«. Es dauerte daraufhin nicht lange, bis Airbnb die Boykott-Entscheidung zurückzog.

Mit einer verstärkten Unterstützung seines Bundesstaates für religiöse Ganztagsschulen und anderen Schritten machte DeSantis die Chabad-Bewegung glücklich und lockte damit mehr orthodoxe Juden nach Florida.

Der neue Bewerber für das Präsidentenamt hat viele jüdische Wähler zufriedengestellt, schreckt jedoch zugleich immer mehr von ihnen ab. Eines der Probleme ist seine erzkonservative Politik. Sein Staat verbot unlängst Abtreibungen nach der sechsten Woche der Schwangerschaft. Einen Oberstaatsanwalt, der sich weigerte, das radikale Gesetz anzuwenden, warf Ron DeSantis kurzerhand hinaus.

Illustrierte Version Aufgrund seiner Abtreibungspolitik bekam DeSantis Probleme mit einigen jüdischen Gemeinden. Die auch als reaktionär kritisierte Bildungspolitik des Bewerbers machte die Situation nicht besser. Sein Bildungsministerium beschränkte die Möglichkeiten der Schulen in Florida in Hinblick auf Transgender-Fragen. Aber auch eine illustrierte Version des Tagebuches von Anne Frank wurde in Bildungseinrichtungen verboten, was viele jüdische Wähler erheblich stört.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Selbiges gilt für die Tatsache, dass immer mehr Judenhasser, inklusive der Goyim Defense League, nach Florida kommen, da sie sich dort freier zu fühlen scheinen. Gegner werfen DeSantis vor, keine deutliche Trennlinie zu radikalen Rassisten zu ziehen.

Dass er sich mit Nikki Fried, einer jüdischen Beauftragten für Landwirtschaft, anlegte, die später Chefin der Demokraten in Florida wurde, hat sich auch nicht gerade als hilfreich erwiesen, denn innerhalb der jüdischen Gemeinschaft wird ihm auch dies übel genommen. Fried machte sich gerade auf Twitter darüber lustig, dass die Kandidatur-Ankündigung von Ron DeSantis in einem Podcast mit Elon Musk aufgrund von technischen Problemen nicht so gut funktionierte wie beabsichtigt.

Floridas Juden haben offensichtlich ein ambivalentes Verhältnis zu Ron DeSantis. Dieser Zustand könnte sich nun auf ganz Amerika ausbreiten. Weder die Unterstützer noch die Gegner des 1978 geborenen Hoffnungsträgers werden ihre Argumente für sich behalten. Großzügige Wahlkampfspenden erhält er bereits, auch von konservativen Juden, die an Stelle von Trump doch lieber einem zurechnungsfähigeren Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ins Oval Office helfen wollen.

Australien

Polizei in Sydney stoppt Verdächtige – Pläne vereitelt?

Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen an Sydneys weltberühmten Bondi Beach gibt es einen Einsatz von Anti-Terror-Einheiten. Die Verdächtigen sollen auf dem Weg zum Strand gewesen sein

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025