Meinung

Rente und Respekt

Die »Rente mit 67« tritt in Kraft, der Geburtsjahrgang 1964 wird der erste sein, der bis zum 67. Lebensjahr arbeiten muss, um eine »abschlagsfreie« Rente zu bekommen. Mit dem »demografischen Faktor« wird argumentiert, doch das Gesetz droht zum reinen Rentenkürzungsprogramm zu werden: Bereits bei der heute noch geltenden Altersgrenze von 65 Jahren geht über die Hälfte aller Neurentner nur mit Abschlägen in den Ruhestand; ein großer Teil kommt aus der Arbeitslosigkeit, und neue Beschäftigungsangebote für über 50-Jährige sind weiterhin selten.

Einige Befürworter der »Rente mit 67« fordern jetzt ein Moratorium, bis ausreichende Arbeitsmöglichkeiten für ältere Menschen zur Verfügung stehen. Ganz unrealistisch ist das nicht, da durch den zunehmenden Mangel an Fachkräften künftig vermehrt erfahrene und ältere Arbeitskräfte gesucht werden.

schekel Ist aber die Ausdehnung der Lebensarbeitszeit überhaupt zumutbar? Rabbi Jehuda ben Tema sieht den Menschen mit 60 Jahren »im Zenit seines Geistes« und spricht im 70. Lebensjahr von einem »allmählichen Einsetzen des Alters«. Die Lebensspanne von Moses betrug nach dem 5. Buch Moses 34,7 sogar 120 Jahre.

Die Tora und unsere Weisen verlangen wiederholt auch von alten Menschen Einsatz. Im Psalm 92,15 heißt es: »Noch im Greisenalter sprossen sie.« Sicherlich ist die Rede vom »biblischen Alter« mit Vorsicht zu genießen, zumal ja das Steuersystem des alten Israel nach Leviticus 27,1 von Männern im Alter von 20 bis 60 Jahren 50 Silberschekel forderte, ab 60 Jahren dann nur noch 15 Silberschekel – das könnte auf eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit im Alter deuten.

Doch schon damals dürfte gegolten haben, was heute gilt: Wenn ältere Menschen im Berufsleben merken, dass ihre Erfahrungen gebraucht werden, und wenn die Arbeitsbedingungen auch gewissen altersbedingten Einschränkungen Rechnung tragen, werden viele ältere Menschen zum Gewinn für die wirtschaftliche Basis dieses Landes. Ein reines Rentenkürzungsprogramm aber, das gegenwärtig droht, wäre ein Verstoß gegen grundlegende Gebote der Elternehrung – einerseits.

Ein bloßes Fortschreiben des Status quo der Rentensysteme hingegen entspräche andererseits der Warnung von Rabbi Meir Shapira: »Wir respektieren die Generation unserer Väter und rühmen uns ihrer. Die Generation unserer Söhne lassen wir außer Acht und zollen ihr nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit.« Respektieren wir also die Alten und die Jungen – und nutzen eine volle »Rente mit 67« als Chance!

Der Autor ist Vorsitzender des Landesausschusses der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Frankfurt/Main.

Staatsbesuch

Kanzler Merz reist am nächsten Wochenende nach Israel

Das Datum steht: Bundeskanzler Merz reist in gut einer Woche zum Antrittsbesuch nach Israel. Der Gaza-Krieg hatte die Reise verzögert, durch die Waffenruhe wird sie jetzt möglich

 28.11.2025

Berlin

Anschlag auf israelische Botschaft geplant? Prozess beginnt

Ein mutmaßlicher IS-Unterstützer kommt vor Gericht. Der Prozess gegen den inzwischen 19-Jährigen beginnt am Montag

 28.11.2025

Brüssel

Weimer warnt vor Antisemitismus und Ausgrenzung beim ESC

Der Kulturstaatsminister will darüber mit seinen europäischen Kollegen sprechen

 28.11.2025

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

USA

Mehrheit der Juden blickt nach Mamdani-Sieg mit Sorge nach New York

Eine Umfrage zeigt: Fast zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, Mamdani sei sowohl antiisraelisch als auch antisemitisch

 28.11.2025

Berlin

Israel, der Krieg gegen die Hamas und die Völkermord-Legende

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellte im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025