Meldungen

Rechtsrutsch, Demokratieförderung, Beauftragte

Hansjörg Schmutzler ist neuer Beauftragter für jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern und gegen Antisemitismus. Foto: dpa

Warnung vor Rechtsrusch
Nach dem Stimmenzuwachs für die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen hat der Zentralrat der Juden in Deutschland erneut vor einem Rechtsrutsch in Deutschland gewarnt. »Fast ein Viertel der Wähler in Thüringen hat sich für eine rechtsradikale Partei entschieden. Gerade in Thüringen gibt es keinen Zweifel an der rechtsnationalen Ausrichtung der AfD, die meiner Meinung nach als antidemokratisch einzustufen ist«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster. Jeder, der die AfD gewählt habe, trage eine Mitverantwortung dafür, dass das Fundament der Demokratie sukzessive untergraben werde, betonte Schuster. »Mit billiger rassistischer Stimmungsmache und Abwertung der regierenden Parteien haben sich viele AfD-Wähler einfangen lassen. Es ist jedoch von jedem mündigen Bürger zu erwarten, dass er sich genau anschaut, welche Partei er wählt.« Die viel bemühte Ausrede der Protestwahl ziehe nicht mehr, so Schuster weiter. »Wer AfD wählt, wählt den Weg in ein antidemokratisches Deutschland.«  ja

Demokratieförderung gefordert
In einem offenen Brief fordern etwa 120 zivilgesellschaftliche Organisationen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) auf, mehr Geld für das Projekt »Demokratie leben!« bereitzustellen. Gefordert werden 200 Millionen Euro jährlich statt der bislang zugesagten 115 Millionen Euro. Das Programm fördert Modellprojekte gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus. Giffey hatte angekündigt, mehr kommunale Projekte und weniger überregional tätige Organisationen fördern zu wollen. Zu den Kritikern von Giffeys Plänen gehören die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) und die Amadeu Antonio Stiftung.  ja

Naidoo gilt nicht als Antisemit
Der Musiker Xavier Naidoo darf nicht als »Antisemit« bezeichnet werden. Das hat das Oberlandesgericht Nürnberg gegen eine Referentin der Amadeu Antonio Stiftung entschieden. Die Richter anerkannten zwar die Meinungsäußerung, monierten aber, es werde der Eindruck erweckt, der Satz beruhe auf Fakten. Diese Beweise habe die Frau nicht vorgelegt. Sie habe sich lediglich auf Liedtexte bezogen. Dass Naidoo von »Marionetten«, die »nur Steigbügelhalter« sind, oder von »Baron Totschild«, der den Ton angibt und ein »Schmock« sei, singt, wurde nicht als Ausdruck seines Denkens gewertet. Die Richter würdigten hingegen, dass Naidoo 2005 in der Tel Aviver Oper ein Konzert gegeben hatte. Eine Charakterisierung als Antisemit habe eine Prangerwirkung, heißt es.  ja/dpa

Zwei neue Beauftragte
Die Schweriner Regierung hat einen »Beauftragten für jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern und gegen Antisemitismus« berufen. Es ist der frühere Richter Hansjörg Schmutzler. Auch Hamburg will einen Antisemitismusbeauftragten benennen und einen »Runden Tisch« einrichten, teilten die Bürgerschaftsfraktionen der Grünen und der SPD mit. In rund der Hälfte der 16 Bundesländer wurden inzwischen Antisemitismusbeauftragte berufen.  ja/dpa

Studie: Ein Viertel antisemitisch
Mehr als jeder vierte Deutsche (27 Prozent) hegt laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses antisemitische Gedanken. In der Umfrage äußerten 41 Prozent die Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust. Auch andere Aussagen – wie Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft oder trügen die Verantwortung für die meisten Kriege auf der Welt – seien auf relativ große Zustimmung gestoßen. Für die repräsentative Erhebung wurden vor zweieinhalb Monaten, also vor dem Anschlag in Halle vom 9. Oktober, 1300 Menschen befragt.  epd

UN gegen BDS-Bundestagsbeschluss
Der Beschluss des Bundestags, die Israel-Boykottbewegung BDS als antisemitisch abzulehnen, wurde vom Büro der UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet kritisiert. »Der Beschluss greift unverhältnismäßig in das Recht der Menschen auf politische Meinungsäußerung in Deutschland ein, nämlich Unterstützung für die BDS-Bewegung zum Ausdruck zu bringen«, zitiert der »Spiegel« aus einem Brief, den fünf UN-Sonderberichterstatter an Außenminister Heiko Maas (SPD) geschickt haben.  ja

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025