Hessen

»Propalästinensische« Demonstranten attackieren jüdische Aktivisten

Sacha Stawski, Vorsitzender der Vereine Honestly Concerned und ILI (I Like Israel)

Hessen

»Propalästinensische« Demonstranten attackieren jüdische Aktivisten

Bei den Angegriffenen handelt es sich um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

 23.08.2025 23:03 Uhr

Am Rande eines Protestcamps in einem Frankfurter Park sind jüdische Aktivisten attackiert worden. Die mehr als 1000 Teilnehmer des »System Change Camps« werden dem linken Spektrum zugerechnet. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass es sich bei den Angegriffenen um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde handelt.

»Zunächst kam es zwischen Teilnehmern der Versammlung und einer weiteren Gruppe, die nicht an der Versammlung teilnahm, zu einer verbalen Auseinandersetzung mit Bezug auf den aktuellen Nahost-Konflikt«, berichtete die Polizei über den Vorfall am Freitagnachmittag.

Im weiteren Verlauf seien aus der Gruppe der Versammlungsteilnehmenden »Farbtuben in Richtung der anderen Personengruppe entleert« worden. Hierbei seien drei Personen von der Farbe getroffen worden, hieß es weiter.

Sacha Stawski, Vorsitzender der Vereine Honestly Concerned und ILI (I Like Israel) teilte auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen zum Hergang des Angriffs mit: »Wir wurden körperlich bedrängt, an den Zaun und zur Seite geschoben; man hat versucht uns die Poster aus der Hand zu reißen und hat uns wüst beleidigt. Wir seien Mörder, hätten Blut an unseren Händen.«

Und weiter: »Genau wie in den Tagen zuvor, habe ich nicht-konfrontativ versucht, in Ruhe mit einigen der Personen, die uns eingekesselt hatten, zu sprechen, und noch wenige Sekunden, bevor ich mit Farbe attackiert wurde, hatte ich angeboten, dass wir gemeinsam eine Schweigeminute für alle unschuldigen Opfer (auf beiden Seiten) dieses schrecklichen Krieges abhalten könnten. Daran bestand kein Interesse, stattdessen die bejubelte Farbattacke auf mich. Die Angreiferin kam aus dem Camp und ist unmittelbar danach wieder ins Camp zurückgerannt. Wie die meisten derjenigen, die uns belagert und bedrängt hatten, war auch sie vermummt.«

Von den Organisatoren des Protestcamps hieß es: »Wir bedauern den Vorfall und distanzieren uns von allen Formen von Gewalt gegen Menschen«. Bei Stawski entschuldigt haben sie sich nicht.

Die Frankfurter Polizei hat Strafanzeigen aufgenommen und ermittelt nun wegen Sachbeschädigung. Sie kündigte an, das Einsatzkonzept anzupassen und die Präsenz zu erhöhen.

Das Zeltlager im Grüneburgpark dauert noch bis 26. August. Ziel ist nach Angaben der Organisatoren, einen Raum für Begegnung, Vernetzung, Weiterbildung und Diskussionen zu schaffen: »Unser Antrieb ist ein gutes Leben für alle in einem solidarischen Miteinander und intakten Ökosystemen.«

Schon im Laufe der Woche hatte es mehrere Antisemitismus-Vorfälle gegeben. Gegner des Camps hatten an den Zäunen Bilder der von der palästinensischen Terrororganisation Hamas entführten israelischen Geiseln aufgehängt, die von den Camp-Teilnehmern wieder entfernt wurden. 

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) verurteilte den Vorfall: »Jeder in unserer Stadt kann seine Meinung frei äußern, aber antisemitische Gewalt und Hetze werden wir nicht dulden.« Josef bedankte sich bei der Polizei für das schnelle Eingreifen. Die Grünen im Frankfurter Magistrat forderten Konsequenzen »bis hin zur Auflösung des Camps«. ja/dpa

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025