Niederlande

Prinz Bernhard war Mitglied der NSDAP

Prinz Bernhard mit Königin Juliana der Niederlande Foto: picture alliance / arkivi

Der niederländische Prinz Bernhard, Großvater von König Willem-Alexander, war Mitglied der Nazi-Partei NSDAP. Ein Historiker hat im Königlichen Hausarchiv den originalen Mitgliedsausweis von Bernhard gefunden, berichtet die Tageszeitung NRC am Mittwoch. Der Historiker Flip Maarschalkerweerd war Direktor des Archivs und hatte den Ausweis im Privatarchiv des aus Deutschland stammenden Prinzen entdeckt.

Bis zu seinem Tod 2004 hatte Bernhard immer bestritten, dass er der NSDAP angehört hatte. Er hatte sich stets als oberster Widerstandskämpfer des Landes präsentiert, trotz mehrerer Hinweise auf Nazi-Sympathien. Der Mitgliedsausweis ist nun ein deutlicher Beweis. Warum Bernhard ihn nicht vernichtet hat, ist ein Rätsel.

Noch kurz vor seinem Tod hatte der Prinz in einer Serie von Interviews mit »De Volkskrant« gesagt: »Ich kann mit der Hand auf der Bibel erklären: Ich war nie ein Nazi. Ich habe nie Mitgliedsbeiträge bezahlt, ich habe nie einen Mitgliedsausweis gehabt.«

Historische Untersuchung Die Interessenvertretung der jüdischen Gemeinschaft CIDI forderte die Regierung auf, eine ausführliche historische Untersuchung zur Vergangenheit von Bernhard anzuordnen. Alle Tatsachen müssten nun auf den Tisch, sagte die Direktorin Naomi Mestrum dem Radiosender NOS. »Es geht um die Glaubwürdigkeit der Niederlande und des Königshauses.« Das Königshaus und Ministerpräsident Mark Rutte wollten vorerst nicht reagieren.

Prinz Bernhard (1911-2004) zu Lippe-Biesterfeld stammte aus Deutschland. Als er sich 1936 mit der damaligen Kronprinzessin Juliana verlobte, hatte er die Mitgliedschaft gekündigt. Das geht aus einem Briefwechsel hervor. Den Mitgliedsausweis hatte er nach Forschungen des Historikers kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aus Berlin bekommen und offenbar immer aufbewahrt. 1996 hatten Historiker bereits eine Kopie in New York gefunden. Doch dazu hatte Bernhard erklärt, es handele sich um eine Fälschung. Er hatte nur eingeräumt, dass er einer Sondereinheit der SS angehört hatte.

Die Niederlande waren 1940 von Deutschland besetzt worden. Bernhard ging mit Königin Wilhelmina ins Exil nach London. Er wurde am Ende des Krieges von Wilhelmina zum Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte ernannt und damit auch des Widerstands. dpa

Meinung

Die Schah-Flagge ist kein Symbol für Demokratie

Die Löwenfahne mag für manche iranische Oppositionelle ein Zeichen des Widerstands sein. Doch sie steht für eine repressive Vergangenheit statt für ein progressives Morgen

von Ruben Gerczikow  23.06.2025

Rechtsextremismus

Justizministerin Hubig will AfD-Verbotsverfahren prüfen

»Wir können nicht einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen«, so die Justizministerin

 23.06.2025

Soziale Medien

Facebook-Nutzer missbrauchen Namen von Holocaust-Opfern mit KI

Etwa anderthalb Millionen jüdische Kinder kamen in der Schoa ums Leben. Hannelore Kaufmann war eine von ihnen. Ihr Name wird nun auf Facebook als Clickbait missbraucht

 23.06.2025

Nahost

US-Präsident Trump: »Make Iran great again!«

Der amerikanische Präsident spricht das Thema Machtwechsel offen an - und greift zu einer Abwandlung seines Lieblingsslogans. Israels Regierungschef Netanjahu will derweil keinen Zermürbungskrieg

 23.06.2025

Meinung

Die Kluft zwischen Juden und Nichtjuden wird offensichtlich

Es lebt sich grundsätzlich anders mit dem Wissen, dass ein Regime, das den eigenen Tod zur Staatsdoktrin erhoben hat, sich in aller Ruhe daran macht, dieses Ziel zu erreichen. Wer sich nicht bedroht fühlt, kann dagegen gelassen auf Verhandlungen setzen, für deren Scheitern andere den Preis zahlen müssen.

von Esther Schapira  22.06.2025

Extremismus

Karin Prien stellt »Demokratie Leben« auf den Prüfstand

Fließen Fördergelder des Bundes auch an Akteure, die mit Antisemitismus in Verbindung stehen könnten? Das legen Recherchen der »Welt am Sonntag« nahe. Die Familienministerin verspricht eine Prüfung.

 22.06.2025

Krieg gegen Iran

USA warfen 14 bunkerbrechende Bomben auf Atomanlagen ab

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth informierte bei einer Pressekonferenz über die Angriffe

 22.06.2025 Aktualisiert

Diplomatie

Europäer nach US-Angriff auf Iran düpiert

Noch am Freitag hatten die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands und der EU versucht, Iran mit diplomatischen Mitteln vom Atomprogramm abzubringen

von Jörg Blank  22.06.2025

Schoa-Gedenken

Zentralrat setzt auf digitale Erinnerung

Es gibt immer weniger Zeitzeugen der Nazi-Verbrechen. Darum wird an neuen Formen des Erinnerns gearbeitet. Der Zentralrat der Juden befürwortet Digitales wie Computerspiele - aber nicht auf Kosten der Würde der Opfer

von Leticia Witte  22.06.2025