Nach dem Anschlag auf ein das Chanukka-Fest im australischen Sydney haben die Ermittler die beiden Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Das teilte die Polizei bei einer Pressekonferenz mit.
Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei geht nicht davon aus, dass am Tatort weitere Täter beteiligt waren.
Nach Auffassung der Behörden richtete sich der Angriff gezielt gegen Juden. Australiens Premierminister Anthony Albanese bezeichnete die Tat als »bösartigen Akt des Antisemitismus« und Terror.
Die Zahl der Toten gibt die Polizei mittlerweile mit 16 an. 14 Menschen seien am Tatort, dem beliebten Bondi Beach, gestorben. Eine 10-Jährige und ein 40-Jähriger starben später im Krankenhaus. In Australien ist bereits früher Montagmorgen, als die Polizei mit den neuen Informationen herausgeht.
Viele Familien hatten sich am Bondi Beach getroffen, um Chanukka zu feiern. Mehr als 1.000 Menschen waren nach Polizeiangaben vor Ort, als die beiden Täter mit Langwaffen das Feuer eröffneten. Drei Schusswaffen seien sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. In einem Auto, das einem der Täter zugeordnet wurde, fanden die Ermittler zudem improvisierte Sprengsätze.
Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, sagte der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, kurz nach dem Anschlag, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, habe nach ersten Erkenntnissen jedoch keine konkrete Bedrohung dargestellt. Die Ermittlungen dazu dauerten an. Der 50 Jahre alte Täter hatte Polizeiangaben zufolge eine Lizenz für die sechs Schusswaffen, die er besaß.
Das Alter der Toten gibt die Polizei mit zwischen 10 und 87 Jahren an. Einer der Toten war Franzose, ein anderer Israeli. Abgesehen davon ist noch kaum etwas über die Opfer bekannt. Sie müssten jedoch noch offiziell identifiziert werden, teilte die Polizei mit.
Staats- und Regierungschefs weltweit bekundeten ihre Anteilnahme. Kanzler Friedrich Merz sagte, der antisemitische Anschlag lasse ihn fassungslos zurück. »Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen«, schrieb der CDU-Politiker auf X. »Dies ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte. Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten - hier in Deutschland und weltweit.«
Insbesondere in Israel war die Erschütterung nach dem Anschlag groß. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Australien vor, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. Er habe Australiens Premierminister schon vor vier Monaten in einem Brief gewarnt, »dass die Politik der australischen Regierung Antisemitismus in Australien fördert und ermutigt«, teilte Netanjahu mit.
Australien und andere führende Staaten hatten in diesem Jahr unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Netanjahu warf Albanese vor, damit »Öl ins antisemitische Feuer« gegossen zu haben.
Auch die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X Vorwürfe: »Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.«
Israels Staatspräsident Isaac Herzog forderte Australien zu mehr Schutz der jüdischen Gemeinde auf.
Premierminister Albanese sagte bei einer Pressekonferenz: »Wir werden an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen.« Fragen von Journalisten, ob sein Land genug gegen wachsenden Antisemitismus tue, wies er zurück. Australien nehme das Thema ernst, sagte Albanese.
Mögliche Versäumnisse der Sicherheitsbehörden dürften nach dem Anschlag jedoch in den Fokus rücken. Bei der Veranstaltung am Bondi Beach gab es Sicherheitsvorkehrungen, so habe unter anderem die Polizei patrouilliert, hieß es. Die Polizei kündigte eine verstärkte Präsenz an Synagogen an.
Im Dezember 2024 hatte es einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer antisemitisch motivierten Schandtat, die Menschenleben in Gefahr gebracht habe.
Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt einen Schützen, der von einer nahegelegenen Brücke aus feuert. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die in Panik vom Tatort fliehen.
In einem anderen Video ist ein Passant zu sehen, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und entwaffnet. Der Mann springt dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab.
Der mutmaßliche Täter, der zuvor noch um sich geschossen hatte, entkommt hinkend. In australischen Medien wird der Passant als »Held« gefeiert. Auch US-Präsident Donald Trump lobte den Mut des Mannes. Dieser habe vielen Menschen das Leben gerettet.