Berlin

»Plötzlich hat es geknallt«

Antonia Yamin während der Dreharbeiten in Berlin-Neukölln Foto: Screenshot JA

Ich war gerade beim Dreh in Neukölln, als es passierte. Plötzlich hat es geknallt. Während ich meinen Einspieler für das israelische Fernsehen sprach, hörte ich von hinten die Stimmen der Angreifer: für wen ich berichte, was das für eine Sprache sei, die ich spreche.

Ich habe nicht geantwortet, dass ich Israelin bin und Iwrit spreche. Mir ist bewusst, dass es in Neukölln immer wieder Übergriffe von arabisch- und türkischstämmigen Migranten auf Juden gibt. Ich will mich nicht verstecken, aber hier wollte ich sichergehen.

KAMERAMANN Dann explodierte auf einmal ein Feuerwerkskörper. Ich konnte es im ersten Moment gar nicht zuordnen und habe mich sehr erschreckt. Die Jungs hatten ihn auf mich und meinen Kameramann geschmissen. Dann sind sie schnell weggelaufen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ob das Motiv Antisemitismus war? Ich weiß es nicht. Ich bin sehr vorsichtig mit Antisemitismusvorwürfen, weil das Thema sehr ernst ist. Vielleicht haben die Jungs gesehen, dass ich Israelin bin, auf meinem Mikrofon stehen ja große hebräische Schriftzeichen. Dass ich Iwrit spreche, haben sie ja auch gehört.

Vielleicht haben sie aber auch nur rumgepöbelt. Schlimm genug. Der Böller hätte auch großen Schaden anrichten können. Fest steht, dass ich Neukölln schon seit Jahren lieber meide. Immer wieder lese ich die Berichte der Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS und Polizeimeldungen, dass es dort Übergriffe auf Israelis und andere Juden gibt.

WARNZEICHEN Für mich ist schon allein dieser Umstand, ehrlich gesagt, katastrophal. Dass äußerlich als Juden erkennbare Menschen in Berlin Angst haben, Bezirke wie Neukölln, Kreuzberg oder Wedding zu betreten, das darf doch eigentlich nicht sein.

Ob ich Anzeige erstatten werde? Eigentlich würde ich das gern. Aber bei so vielen antisemitischen Übergriffen werden die Anzeigen irgendwann ergebnislos wieder eingestellt. Ich glaube leider nicht, dass eine Anzeige etwas bringen würde.

Die Autorin ist Europa‐Korrespondentin des israelischen Senders »Kan«.

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025