Einspruch

Opfer werden verunglimpft

Das Schwurgericht in Neubrandenburg, vor dem das Auschwitz-Verfahren gegen den SS-Sanitäter Hubert Zafke stattfinden soll, hat nun endgültig ein Problem.

Der Angeklagte erscheint nicht. Während sein Verteidiger, der ehemalige DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel, die Strippen zieht, reagiert das Gericht auf Momentaufnahmen von Zafkes Blutdruck mit 180 zu 100, als ob dadurch sein Leben in Gefahr sei. Diestel spricht weiter von »Todesstrafe«, die das Verfahren für den Angeklagten bedeute, ganz gleich, was dabei herauskommt.

Nebenkläger in diesem Verfahren sind Juden. Sie sind Überlebende der Schoa. Sie waren zur gleichen Zeit wie Zafke 1944 in Auschwitz. Zafke sorgte mit dafür, dass die tödliche Infrastruktur funktionierte. Kinder und Geschwister vergaster Juden treffen nach sieben Jahrzehnten in einem Prozess auf einen Beteiligten der perfekt organisierten Mordmaschinerie.

amtsärztin Doch das Schwurgericht unter Vorsitz von Richter Kabisch wollte dieses Verfahren nie und hatte im Juni 2015 ein Dutzend oberflächliche Zeilen der Amtsärztin genutzt, um Zafkes »Verhandlungsunfähigkeit« zu verkünden. Erst das Oberlandesgericht Rostock sorgte für eine Terminierung. Ersichtlicher Unwille führte zur Reduzierung auf nur drei Termine.

Ungehindert kann Diestel dieses Verfahren verunglimpfen. Sein Jonglieren mit medizinischen Mutmaßungen ohne Offenlegung ärztlicher Befunde und die Zögerlichkeit des Gerichts sind die beschämenden Hintergründe, die zum Scheitern dieses Verfahrens führen. Spätestens binnen drei Wochen nach dem 29. Februar hätte der Angeklagte im Gerichtssaal erscheinen müssen. Doch es gelang, das Geheimnis des Blutdrucks so lange aufrechtzuerhalten, bis die Frist verstrichen ist. Nun ist offen, ob es ein neues Verfahren geben wird.

Oft nehmen Protagonisten der Geschichte ihre eigene Rolle erst wahr, wenn ihr Handeln bereits unauslöschliche Spuren hinterließ. Dieses Problem hat das Schwurgericht in Neubrandenburg nun endgültig.

Der Autor ist Rechtsanwalt und vertritt Nebenkläger im Neubrandenburger Prozess.

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug im vergangenen Jahr

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025