Diplomatie

Offene Geheimnisse

Wikileaks macht Schlagzeilen Foto: dpa

Diplomatische Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten gibt es offiziell nicht. Aber dank der Enthüllungen der Internetplattform Wikileaks zu Beginn dieser Woche wissen wir von engen Kontakten: Zwischen der damaligen Außenministerin Zipi Livni und ihrem Amtskollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten soll es einen konstruktiven Meinungsaustausch gegeben haben.

Das gehört zu den weniger spektakulären Details, die auf Wikileaks einsehbar sind, nachdem sie exklusiv von der New York Times, dem Spiegel und dem Guardian veröffentlicht wurden.

Gazakrieg Erstmals wird beispielsweise bestätigt, was bisher nur als ein – meist von der Hamas kolportiertes – Gerücht kursierte: dass der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak versucht hatte, das Vorgehen im Gazakrieg Anfang 2009 mit Ägypten und der palästinensischen Fatah zu koordinieren. Barak sagte im Juni 2009 zu US-Kongressabgeordneten, Jerusalem hätte vor der Intervention in Kairo und Ramallah angefragt, ob Ägypten und die palästinensische Autonomiebehörde die Kontrolle über den Gazastreifen übernähmen, wenn Israel die Hamas besiegt hätte. Sowohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als auch Hosni Mubarak sollen das Ansinnen abschlägig beantwortet haben, wird Barak zitiert. Abbas hingegen dementiert, dass ein solcher Vorschlag je an ihn herangetragen wurde.

Auf ägyptischer Seite dürfte es auf wenig Begeisterung gestoßen sein, dass Präsident Mubarak von Amos Gilad, einem Topbeamten im israelischen Verteidigungsministerium, als »Mann der Vergangenheit« tituliert wurde. Die US-Unterstaatssekretärin Ellen Tauscher übermittelte den Inhalt des vertraulichen Gesprächs pflichtgemäß nach Washington.

Beträchtlichen Schaden dürfte Wikileaks auch dem ohnehin schon schlechten israelisch-türkischen Verhältnis zufügen. Jerusalems Botschafter in Ankara, Gaby Levy, soll seinem amerikanischen Kollegen gesagt haben, der türkische Premier Erdogan hasse Israel auf eine religiöse Weise, und sein Hass nehme zu. Erdogan sei »ein Fundamentalist«, und es wären daher Zweifel an seiner Verlässlichkeit als NATO-Partner angebracht. Auch die Worte des israelischen Gesandten wurden nach Washington übermittelt.

Vertraulich Die politische Empörung über die Enthüllungen hält sich in Israel allerdings in Grenzen. Das Land habe keinen Grund, sich zu schämen, kommentiert die Tageszeitung Haaretz, »weil es keine großen Differenzen gibt zwischen dem, was vertraulich gesagt wurde und dem, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist«.

Unter den 250.000 Dokumenten, die Wikileaks ins Internet gestellt hat, finden sich auch Kooperationsabsichten, die Aufsehen erregen. So scheint das nach außen oft gespannt wirkende israelisch-jordanische Verhältnis trotz gegenteiliger Behauptungen auf einer soliden Grundlage zu stehen. Israel unterstützt zumindest die Absicht Jordaniens, bald einen Atomreaktor zu bauen: Shaul Horev, der Chef der israelischen Atomenergiebehörde, habe den Nachbarn im Osten bei der Suche nach einem geeigneten Standort für das Atomkraftwerk Hilfe angeboten.

Judenhass

Berlin-Kreuzberg: Antisemitische Parolen in Schule - Lehrerin angespuckt

Die Hintergründe

 04.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  04.11.2025

Auswärtiges Amt

Deutschland entschärft Reisehinweise für Israel

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte das Auswärtige Amt vor Reisen in Teile Israels gewarnt. Dies gilt so nicht mehr. Der Außenminister begründet das mit gewachsenem Vertrauen in den Friedensprozess

 04.11.2025

Würdigung

Margot Friedländer wird mit Sonderbriefmarke geehrt

Wie das Finanzministerium mitteilte, war die Sonderbriefmarke für Friedländer ein »besonderes Anliegen« von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil

 04.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  04.11.2025

Gedenkstätten

Gedenkzeichen für jüdische Ravensbrück-Häftlinge

Zur feierlichen Enthüllung werden unter anderem Zentralratspräsident Josef Schuster, die brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und der Beauftragte für Erinnerungskultur beim Kulturstaatsminister, Robin Mishra, erwartet

 03.11.2025

Innere Sicherheit

Dschihadistisch motivierter Anschlag geplant: Spezialeinsatzkommando nimmt Syrer in Berlin-Neukölln fest 

Nach Informationen der »Bild« soll der Mann ein Ziel in Berlin im Blick gehabt haben

 02.11.2025 Aktualisiert

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025