Jahrestag

Niederländer gedenken der Befreiung mit besonderer Geste

Die südniederländische Stadt Eindhoven wurde am 18. September 1944 durch die Alliierten befreit Foto: IMAGO/GRANGER Historical Picture Archive

Im Süden der Niederlande begann vor 80 Jahren die Befreiung des Landes von der Naziherrschaft. Hier, zwischen sanften Hügeln ist das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs den Menschen immer noch sehr wichtig. Viele haben sich vorgenommen, niemals die alliierten Soldaten zu vergessen, die bei der Befreiung niederländischer Städte und Ortschaften ihr Leben verloren.

Nirgendwo ist die tiefsitzende Dankbarkeit der Nachkriegsgenerationen deutlicher zu spüren als auf dem Ehrenfriedhof der US-Streitkräfte auf einem Hügel außerhalb der Gemeinde Margraten. Mit einem Konzert wurde dort jetzt an den Beginn der Befreiung der Niederlande vor 80 Jahren erinnert.

Hunderte Einheimische wie Ton Hermes und Maria Kleijnen haben eine Art Patenschaft für je einen der 8288 getöteten Amerikaner übernommen. Es ist ein Akt der Dankbarkeit und des Gedenkens, der fast unmittelbar nach Kriegsende seinen Anfang nahm und bis heute andauert. Menschen, die eines der Gräber adoptiert haben, besuchen es regelmäßig und legen dort am Geburtstag und am Todestag des Soldaten sowie an Weihnachten und anderen Feiertagen Blumen nieder. Manche haben Kontakt zu den Hinterbliebenen in den USA, in einigen Fällen sind dauerhafte transatlantische Freundschaften entstanden.

Hermes und Kleijnen haben die Patenschaft für das Ehrengrab von Royce D. Taylor übernommen, eines Unteroffiziers im 527. Bombengeschwader. Er wurde am 20. Dezember 1943 im Alter von 23 Jahren getötet, als bei seinem dritten Einsatz über Deutschland – einem Angriff auf Bremen - sein Flugzeug vom Typ B-17 abgeschossen wurde.

Taylors Enkel Scott Taylor aus Indianapolis bezeichnet seinen Großvater als Helden. Er sei mit der Grund für seine Entscheidung gewesen, selbst in die US-Luftwaffe einzutreten. Scott Taylor war unter anderem im Irak und im Kosovo im Einsatz.

Er zollt Hermes, der die Stiftung hinter den Patenschaften leitet, Kleijnen und allen Kriegsgräber-Paten in Margraten große Anerkennung. »Ich kann es Ton und Maria nicht oft genug sagen, dass ich wirklich dankbar bin für ihr Engagement, um an meinen Großvater zu erinnern und um auch anderen niederländischen Familien zu helfen, der anderen zu gedenken, die hier auf dem Friedhof liegen«, sagt er. »Ich bin auf persönlicher Ebene so dankbar, weil ich mich nicht so um meinen Großvater kümmern kann, wie sie es können.«

Scott Taylor besucht den Friedhof, der von der US-Behörde American Battle Monuments Commission gepflegt wird, einen Tag vor dem Gedenkkonzert. Vor 80 Jahren hatten US-Soldaten der 30. Infanteriedivision aus Belgien kommend die niederländische Ortschaft Mesch erreicht. Ihre Ankunft gilt als Beginn der Befreiung des Landes aus vierjähriger Nazi-Besatzung. Während ein Großteil des Südens rasch folgte, musste der wesentlich dichter besiedelte Westen mit großen Städten wie Amsterdam und Rotterdam noch monatelang auf die Befreiung warten.

In diese Monate fiel ein Hungerwinter, der mehr als 20.000 Niederländerinnen und Niederländer das Leben kostete. Ein Eisenbahnerstreik und die raue Witterung führten dazu, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Brennstoffen stockte. Die hungernden Menschen aßen manchmal Tulpenzwiebeln, um zu überleben.

Hermes ist Soldat im Ruhestand und war während der Balkankriege in den 1990er-Jahren in Bosnien im Einsatz. Er will das Gedenken wachhalten. Der Friedhofsbesuch am 11. September, dem Jahrestag der Terroranschläge in den USA, sei eine Mahnung, die getöteten alliierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs nicht zu vergessen, sagt er. »Es ist ein Tag, der zeigt, dass Demokratie und Freiheit sehr fragil sind. Deshalb halte ich es für wichtig, die Patenschaft für das Grab zu übernehmen und darüber nachzudenken, was er (Royce D. Taylor) für unsere Freiheit getan hat.«

Scott Taylor stimmt zu. »Es kann nicht überschätzt werden«, sagt der Enkel. »Wenn wir die Gelegenheit zum Gedenken nicht nutzen, verloren wir die Chance, die Bedeutung ihres Opfers zu verstehen.« Ohne Erinnerung drohe eine Wiederholung der Fehler aus dem Zweiten Weltkrieg.

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seinem Israel-Besuch die enge Partnerschaft - und hofft auf konkrete Fortschritte bei Trumps Gaza-Plan

von Sara Lemel  06.12.2025

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025