Neuer Berliner RIAS-Bericht

Erstmals auch potenziell tödliche Gewalt

Foto: RIAS

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias Berlin) hat für 2021 mehr als 1000 antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt erfasst. Dabei handelte es sich unter anderem um Sachbeschädigungen, Bedrohungen, verletzendes Verhalten, antisemitische Massenzuschriften, aber auch zwei schwere Gewaltvorfälle, wie Projektreferentin Julia Kopp am Dienstag in Berlin sagte.

Die 1052 von Rias Berlin gezählten Vorfälle im Jahr 2021 entsprechen rund drei Vorfällen am Tag. 2020 lag die Zahl bei 1019, im Jahre 2019 bei 886 Fällen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein direkter Vergleich mit den Vorjahren sei aber schwierig, sagte Projektleiter Benjamin Steinitz. Er sprach von bis zu 1472 Vorfällen im vergangenen Jahr. Hintergrund ist, dass wegen eines fehlenden Datenabgleichs mit der Polizei nicht klar ist, wie viele dort erfasste Fälle schon in den 1052 von der Zivilgesellschaft gezählten Fällen enthalten sind. Mit der Begründung des Datenschutzes hat die Polizei entgegen der früheren Praxis eine Auskunftssperre gegenüber zivilgesellschaftlichen Organisationen verhängt.

Berlin drohe so seine Vorreiterrolle bei der Sichtbarmachung von Antisemitismus zu verlieren, warnte Steinitz. Er sprach von einem Rückschritt bei der Erhellung des Dunkelfeldes. Ein klares Bild sei indes nötig.

Die 1052 gezählten Vorfälle im Jahr 2021 entsprechen rund drei Vorfällen am Tag. Betroffen sind laut Steinitz und Kopp alle Berliner Stadtbezirke und alle gesellschaftlichen Milieus. Die beiden Gewaltvorfälle mit Schüssen auf ein jüdisches Gemeindehaus und einer brutalen körperlichen Attacke auf einen Mann in Spandau zeigten eine potenziell tödliche Gefahr auf.

Nach Angaben der Experten gab es eine signifikante Häufung im Mai 2021. Die Covid-19-Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen hätten häufig einen Vorwand für antisemitische Handlungen geliefert. Die Relativierung, Verharmlosung und Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen sei »ein signifikanter Bestandteil des antisemitischen Grundrauschens in der Bundeshauptstadt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Laut Projektreferentin Kopp wurden 2021 in Berlin 22 antisemitische Angriffe, außerdem 43 gezielte Sachbeschädigungen, 28 Bedrohungen, 895 Fälle verletzenden Verhaltens und 62 antisemitische Massenzuschriften gezählt. Antisemitische Gewalt sei kein alltägliches, aber »ein kontinuierliches Problem«.

Dies habe erhebliche Auswirkungen auf das individuelle Sicherheitsempfinden der Betroffenen. Kopp sprach von 292 betroffenen Personen, darunter viele Israelis. Ein deutlicher Anstieg der Vorfälle sei in den Stadtbezirken Neukölln und Lichtenberg registriert worden.

Lesen Sie mehr in unserer kommenden Printausgabe.

Deutschland

»Das ist Verrat am Vaterland«

Unionsfraktionschef Jens Spahn äußert sich einmal mehr klar zur AfD

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Berlin

Bundesregierung hebt Stopp der Rüstungsexporte nach Israel wieder auf

Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die Bundesregierung nimmt das zum Anlass, ihre massiv kritisierte Entscheidung aus dem Sommer rückgängig zu machen

von Michael Fischer  17.11.2025

USA

Kehrtwende? Trump empfiehlt Abstimmung über Epstein-Akten

Der Fall des Sexualstraftäters lässt den US-Präsidenten nicht los. Vor einer Abstimmung im Repräsentantenhaus gibt er einen überraschenden Rat an seine Partei

von Anna Ringle  17.11.2025

Extremismus

Beobachtungsstelle: Tausende christenfeindliche Straftaten in Europa

Europa gilt immer noch als christlicher Kontinent. Doch Experten warnen: Christen sind von einem Klima wachsender Intoleranz bedroht. Auch in Deutschland muss die Lage Besorgnis erregen

 17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Deutschland

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Online-Katalog waren unter anderem Dokumente und Post von NS-Verfolgten aus Konzentrationslagern sowie Täterpost zu finden

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025