Berlin

Neue »Stern«-Umfrage: Zentralrat der Juden warnt vor Verzerrungseffekt

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: imago images / epd

Antisemitische Ansichten sind in Deutschland laut einer aktuellen Umfrage weniger stark verbreitet als noch vor 20 Jahren. So habe sich der Anteil von Bundesbürgern mit latent antisemitischen Einstellungen seit 2003 von 23 Prozent auf 7 Prozent verringert, heißt es in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für den »Stern« (Dienstag). Derweil warnt der Zentralrat der Juden in Deutschland angesichts der Ergebnisse vor einem »Verzerrungseffekt«.

Laut Umfrage stimmten etwa der Aussage »Die Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss« 14 Prozent der Befragten zu; 2003 seien es noch 28 Prozent gewesen. Die Position »Viele Juden versuchen aus der Vergangenheit des Nationalsozialismus heute ihren Vorteil zu ziehen und die Deutschen dafür zahlen zu lassen« teilte fast ein Viertel (24 Prozent) der Befragten gegenüber 38 Prozent vor 20 Jahren.

Immer noch fast die Hälfte (45 Prozent) will aktuell nicht mehr so viel über Judenverfolgung im Nationalsozialismus reden und einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen (2003: 61 Prozent).

Gleichzeitig gaben 53 Prozent der Befragten an, dass nach ihrem Empfinden die Einstellungen gegenüber Juden generell negativer geworden seien. Das sahen 2003 nur 30 Prozent so.

»Die Zahlen können uns in keiner Weise beruhigen«, mahnte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Mit einem Prozent sind den Angaben zufolge antisemitische Einstellungen bei den 14- bis 24-Jährigen am niedrigsten. Besonders stark ist im Vergleich der Rückgang bei den über 64-Jährigen ausgefallen - von 40 auf 9 Prozent. Die Gruppe mit dem höchsten latenten Antisemitismus ist laut der Umfrage mit 24 Prozent die Wählerschaft der AfD.

»Die Zahlen können uns in keiner Weise beruhigen«, mahnte Zentralratspräsident Josef Schuster. Bereits vor der Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober hätten Jüdinnen und Juden in Deutschland einen enthemmten und gewaltbereiteren Antisemitismus erlebt. »Gleichzeitig sehen wir gerade seit dem 7. Oktober an Schulen und Universitäten sowie im Kulturbereich eine Gleichgültigkeit gegenüber Judenhass und einen Antisemitismus in der Breite, der dem Ergebnis eines gesunkenen latenten Antisemitismus widerspricht.«

Schuster sprach mit Blick auf die Umfrage von einem »Verzerrungseffekt der Ergebnisse aus Gründen der sozialen Erwünschtheit«, vor allem, da offenbar nur Bundesbürger befragt wurden. »Eine gewisse Erklärung liefert für mich der Rückgang einer Generation, die entweder direkt oder über das Elternhaus noch sehr vom historischen Nationalsozialismus beeinflusst wurde. Das waren aber kaum diejenigen, die in den vergangenen Jahren zur Radikalisierung und Polarisierung unserer Gesellschaft beigetragen haben.«

Für die Umfrage befragte Forsa eigenen Angaben zufolge zwischen 24. und 28. November insgesamt 2.018 Bundesbürger ab 14 Jahren. Die Erhebung ist laut dem Institut repräsentativ. Als Vergleichsgröße dient eine Studie mit denselben Fragen aus dem Jahr 2003.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert